Autor: Sven Günther, M.A.
Ich schwetz Pennsylfaanisch Deitsch! Du aa? -
Prof. Dr. Mark Louden
liefert Einblicke in die pennsylvaniadeutsche
Gesellschaft
Zu Beginn räumte Louden mit dem Vorurteil auf, Pennsylvaniadeutsch sei immer
die Sprache täuferischer Gruppen wie der Amischen,
Hutterer und Mennoniten gewesen. „Im 18. Jahrhundert
entstammten von 81 000 deutschsprechenden Einwanderern nur ca. 4 % täuferischer
Gruppen – der überwiegende Teil war lutherischen oder reformierten Glaubens,
meist mit pietistischem Hintergrund“, so Louden.
Bei letzteren habe eine rasche sprachliche Assimilation hin zur amerikanisch-englischen
Mehrheitssprache eingesetzt. Im Gegensatz dazu hätten sich einige der sehr
konservativen anabaptistischen Gruppen, d.h. die „Old Order Amish“
und „Old Order Mennoniten“, diesem Assimilationsdruck
nicht gebeugt und diese seien heute fast ausschließlich Sprecher des Pennsylvaniadeutschen.
Außerdem seien ihre Sprecher nicht nur in Pennsylvania, sondern z.B. auch
stark in Ohio und Indiana sowie in der kanadischen Provinz Ontario vertreten.
„Deitsch“,
wie die Sprache von ihren Sprechern bezeichnet wird, oder „Pennsylvania Dutch“ bzw. „Pennsylvania German“ auf Englisch wird jetzt,
zu Beginn des 21. Jahrhunderts von ungefähr 200 000 Menschen aktiv verwendet
und gedeiht auch heute noch weiter, da die enge sozioreligiöse
Geschlossenheit ihrer Sprecher und daraus resultierend die hohe Geburtenrate
sowie die geringe Mobilität die Zahl der Sprecher alle zwanzig Jahre
verdoppelt. Daß mittlerweile etwa 20 % des pennsylvaniadeutschen
Wortschatzes aus englischen Wörtern bestehe, wertete Louden
nicht als Verlust der sprachlichen Identität. Wer Pennsylvaniadeutschsprecher
sei, spreche in aller Regel auch gut Englisch und könne fließend zwischen
beiden Sprachen wechseln. Kinder sprächen zu Hause Pennsylvaniadeutsch und
lernten in der Schule Englisch, wie die übrigen Amerikaner. Vielmehr zeige die
Aufnahme des englischen Wortschatzes die Selbständigkeit der Sprache
„Pennsylvania Dutch“.
Bemerkenswert ist weiterhin,
daß die Tradierung dieser Sprache überwiegend mündlich und über die identitätsstiftende
Kultur ihrer Sprecher verläuft. Louden präsentierte
zwar einige Höhepunkte pennsylvanischdeutscher
Buch- und Zeitungskultur, u. a. die Übertragung von Shakespeares Hamlet in
„Pennsylvania Dutch“ ("ich-bin-deim dawdy
sei shpook" - I am your father's ghost") des Journalisten und
Politikers Edward Henry Rauch (1820-1902). Dennoch sei es eher eine gesprochene
Sprache, was Louden zum Abschluß seines Vortrages
mit einigen Hörbeispielen untermauerte.
HD Dr. Helmut Schmahl
von der Abteilung für Allgemeine und Neuere Geschichte schloß in den Dank
an Prof. Dr. Mark Louden den Hinweis auf den Deutsch-Pennsylvanischen Arbeitskreis (http://www.dpak.de) ein, der sich
um den Erhalt und die Pflege der Sprache „Pennsylvania Dutch“
bemüht. Wer darüber hinaus einmal einige Kostproben des Pennsylvaniadeutschen
lesen und genießen will, sollte die von Dr. Michael Werner redigierte Internetseite
http://www.hiwwe-wie-driwwe.de
besuchen.