Was will das Röka-Forum?

 

Zu den zentralen Aufgaben eines Gymnasiums gehört es, Jugendliche auf ein erfolgreiches Studium an der Universität vorzubereiten. Daher ist es wichtig, dass junge Menschen bereits während ihrer Schulzeit Einblicke in das universitäre Leben sowie unterschiedliche wissenschaftliche Forschungsgebiete erhalten. Mit dem Röka-Forum wurde am Gymnasium am Römerkastell Alzey im Schuljahr 2008/09 eine Plattform geschaffen, die zum einen eine Schnittstelle zwischen Gymnasium und Universität bzw. Berufsleben sein will und überdies die Öffentlichkeit über Lerninhalte an unserer Schule informieren will. Aus diesem Grund pflegt das Gymnasium am Römerkastell traditionell nicht nur Kontakte zur Johannes Gutenberg-Universität Mainz und den Fachhochschulen in Bingen und Worms, sondern auch zu Vereinen und Organisationen, wie z.B. dem Museum der Stadt Alzey oder dem Altertumsverein für Alzey und Umgebung.

Das Röka-Forum hat sich drei Ziele gesetzt. Zum einen sollen Veranstaltungen durchgeführt werden, bei denen sich Wissenschaftler, Politiker, Zeitzeugen und andere Experten zu aktuellen Themen oder besonderen Inhalten äußern. Den Auftakt bildete am 27. Oktober - kurz vor dem 70. Jahrestag der Novemberpogrome von 1938 – ein von Frau Rönsberg organisierter Diskussionsabend mit der 1942 geborenen Autorin Beate Niemann. Frau Niemann erfuhr erst vor zehn Jahren nach aufwändigen Recherchen, dass ihr Vater Bruno Sattler ein nationalsozialistischer „Massenmörder im Dienst seiner Weltanschauung“ war. Sie berichtete über die Probleme, die sich Kindern von NS-Tätern bei der Bewältigung ihrer Familiengeschichte zu stellen haben. Über ihre Spurensuche nach dem 1972 in einem DDR-Gefängnis gestorbenen Vater und ihre Begegnungen mit Überlebenden des Holocaust drehte der israelische Dokumentarfilmer Yoash Tatari einen bewegenden Film, den sich Interessierte bereits am 21. Oktober ansehen konnten. Das Resümé, das die Schülerin Natalie Benzing in einem Bericht für unsere Schulhomepage zog, trifft sicherlich auf die meisten anderen Teilnehmer der Veranstaltung zu: „Der Themenabend zeigte, dass die Vergangenheit noch längst nicht abgeschlossen ist und sozusagen zu den Akten gelegt werden darf.“ Zu den zukünftigen Referenten des Röka-Forum wird u. a. Prof. Dr. Stefan Heller zählen. Der an der renommierten Stanford University (Kalifornien) tätige Stammzellenforscher stammt aus Alzey und absolvierte 1985 sein Abitur an unserer Schule. International bekannt wurde Heller 2003, als es ihm gelang, aus dem Innenohr adulte Stammzellen zu isolieren. Seitdem konzentriert er sich darauf, aus diesen Stammzellen die feinen Haare zu züchten, ohne die Hören nicht möglich ist. Zahlreiche Wissenschaftler sind fest davon überzeugt, dass seine Forschungen in einigen Jahren den Durchbruch in der Therapie von Taubheit bringen werden.

Weiterhin werden die jährlich stattfindenden Berufsinformationsveranstaltungen künftig unter dem Dach des Röka-Forums durchgeführt. Für den diesjährigen Informationsabend am 14. November konnten rund 20 Referenten gewonnen werden, die im Rahmen von Workshops über ihre Berufsfelder bzw. Studienfächer und –gänge an der Universität Mainz sowie an den Fachhochschulen Worms und Bingen informierten. Die Resonanz auf dieses von Frau Kolb-Noack und einem Lehrerteam organisierte Angebot war bei den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 10-13 ungemein positiv. Aus vielen Schüleräußerungen ist zu entnehmen, dass sie vor allem die Möglichkeit schätzten, profilierte Referenten zu begegnen und sie befragen zu können.

 

Schließlich dient das Röka-Forum dazu, das Bild unserer Schule in der Öffentlichkeit aktiv mitzugestalten. Während in der Vergangenheit die großartigen Leistungen der Theater-AG und anderer Arbeitsgruppen breite Beachtung fanden, wurden Projekte, die innerhalb des regulären Schulunterrichts bzw. aufgrund eigenständiger Schülerinitiative durchgeführt wurden, außerhalb unseres Gymnasiums kaum wahrgenommen. Wie die Erfahrung an anderen Schulen zeigt, sind die Auswirkungen einer öffentlichen Präsentation durchwegs positiv. Wenn Schüler die Möglichkeit geboten wird, die Ergebnisse ihrer schulischen Arbeit im Rahmen einer besonderen öffentlichen Veranstaltung (z. B. in einem Museum oder Gemeindehaus in Alzey oder Umgebung) zu präsentieren, bekommen Schüler und Lehrer die Rückmeldung, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Diese Bestätigung ihrer Arbeit wirkt sich wiederum positiv auf das Lernklima aus und verbessert so die Zufriedenheit von Schüler, Lehrern und Eltern. Weiterhin lernen Schülerinnen und Schüler, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren und mit Anregungen sowie Kritik umzugehen. Zugleich kann sich die Öffentlichkeit ein Bild von dem Ertrag des Unterrichts machen, was wiederum zu Transparenz und zur Förderung eines positiven Schulbildes führt.

 

Alle Lehrer, Schüler und Eltern sind eingeladen, sich mit konstruktiven Vorschlägen in das Röka-Forum einzubringen, damit die genannten Ziele erreicht werden können.

 

Dr. Helmut Schmahl

Kontakt: hschmahl@uni-mainz.de

 

Dieser Bericht wurde im Jahrbuch des Gymnasiums am Römerkastell Alzey (Jg. 2008) abgedruckt.

 

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