Projekt 1: Strukturanalyse H-verbrückter Materialien mittels Elektronenbeugung
Projekt 2: Charakterisierung
nanostrukturierter Materialien mit Elektronenmikroskopie
Projekt 1
Strukturanalyse H-verbrückter Materialien mittels Elektronenbeugung
Die strukturelle Charakterisierung von
selbst organisierenden Materialien ist ein wichtiger Schritt zum besseren
Verständniss der H-Brückenbildung die wiederum die molekulare
Organisation und somit die physikalischen Eigenschaften signifikant
beeinflussen. Die Kristallinität von organischen oder polymeren
Systemen ist jedoch oft zu schecht für eine Einkristall-Röntgenstrukturanalyse.
Die alternative Methode der Röntgenpulverdiffraktometrie liefert
nur eindimensionale Daten die zusätzlich noch durch überlappende
Reflexe, Verunreinigungen oder Vorzugsorientierung modifiziert sein
können. Die Methode der Elektronenbeugung ist in manchen Fällen
die einzige Möglichkeit zur strukturellen Charakterisierung nanokristalliner
Verbindungen.
Elektronenbeugungsdaten
zur Strukturanalyse werden als zeidimensionale Schnitte durch
den reziproken Raum aufgenommen. Die Aufnahme und Kombination
solcher Beugungsbilder bei verschiedenen Kippwinkeln um eine
ausgesuchte Achse ergibt einen dreidimensionalen Datensatz.
Nano Elektronenbeugung (NED) erlaubt den Elektronenstrahldurchmesser
auf ca. 10-50 nm zu beschränken. Durch Kombination mit
Abbildungen im Rastermodus entsteht eine sanfte Methode die
besonders für strahlempfindliche Materialien geeignet ist.
Für sehr kleine Kristalle niedriger Symmetrie ist die manuelle
Datensammlung sogar oft unmöglich. Deshalb entwickeln wir
zusammen mit der Firma FEI ein Modul zur automatischen Datensammlung
[1]. |
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Nachdem Zellparameter bestimmt und mittels
Röntgenpulverdaten verfeinert wurden ist eine Eingrenzung der Raumgruppe
und die Indizierung der Zonen möglich. Die Größe der
erreichbaren 3D Datensätze ist zwar mit Röntgenpulverbeugungsdaten
vergleichbar, jedoch sind die Intensitäten von dynamischer Beugung
beeinflusst und weisen Lücken im reziproken Raum auf. Dynamische
Effekte sind für organische Materialien sehr gering und können
bei der ersten Analyse der Moleküllage vernachlässigt werden.
Dieses Strukturmodell kann dann über Röntgenpulverdaten mittels
Rietveld methoden verfeinert werden [2]. Die Kombination komplementärer
Daten aus Elektroneneinkristall - und Röntgenpulverdaten stellte
sich als eine der besten Möglichkeiten heraus, die Kristallstruktur
nanokristalliner Pigmente, nicht-linear optisch aktiver organischer
Moleküle, ferroelektrischer monomere und Polymers und sogar von
Polyelektrolyten zu lösen [3-5]. In diesem Projekt werden die oben
beschriebenen Methoden zum Beispiel zur Strukturanalyse von Benzylamiddimeren
mit unterschiedlichen Substituenten, die als Benzoxazin Modellsysteme
dienen sollen, (Kooperation: SFB Projekt A7 and A8) verwendet [6]. Desweiteren
werden Untersuchungen an Oligo(p-benzamid)-b-poly(ethylene glycol) Blockcopolymeren
und den Oligo-p-benzamiden durchgeführt. Dies Systeme sind wichtig
als supramolekulare Bausteine mit über die Oligomerlänge anpassbarer
Aggregationsstärke mit stark gerichteten nicht-kovalenten Wechselwirkungen.
(Kooperation SFB Projekt A11) [7, 8].
[1] U. Kolb, T. Gorelik, C. Kübel, M.T. Otten, and D. Hubert, Ultramicroscopy,
107, 507-513 (2007).
[2] MaterialStudio 4.0 and Cerius 2 version 4.2 MS, Accelrys Inc., 9685
Scranton Road, San Diego, CA 92121 - 3752, USA.
[3] U.Kolb and G. Matveeva, Z. Krist., 218, (2003) 259-268.
[4] U.Kolb et al. in: Electron Crystallography, Weirich et al. (eds.),
Kluwer Academic Publishers, Netherlands, NATO ASI Series E: Applied
Sciences. 211, (2005) 421-433 and 411-420.
[5] U. Kolb, K. Büscher, Ch. Helm, A. Lindner, A.F. Thünemann, M. Menzell,
Masayoshi Higuchi and D. G. Kurth, PNAS, 103, 10202-10206 (2006).
[6] G. Goward, D. Sebastiani, I. Schnell, H.W. Spiess, H.-D. Kim, H.
Ishida, J. Am. Chem. Soc., 125 5792 (2006).
[7] H.M. König, R. Abbel, D. Schollmeyer, A.F.M. Kilbinger, Org. Lett.
8, 1819 (2006).
[8] T.W. Schleuss, R. Abbel, M. Groß, D. Schollmeyer, H. Frey, M. Maskos,
R. Berger and A.F.M. Kilbinger, Angew. Chem., 118, 3036, Angew. Chem.
Int. Ed., 45, 2969 (2006).
Projekt 2
Charakterisierung nanostrukturierter Materialien mit
Elektronenmikroskopie
Bei der Visualisierung von Strukturen
selbstorganisierender Systeme kann eine Trockenpräparation d.h. Auftropfen
oder spin coaten auf amorphem Kohlefilm zu Artefakten wie das Zusammenbrechen
der Strukturen, eine vollständige Reorganisation oder Agglomeration
führen. Um dies zu verhindern ist es notwendig das System aus Lösung
zu vitrifizieren dh. es schnell abzuschrecken. Diese bekannte Methode
der Probenpräparation wurde hier bereits zur Abbildung verschiedenster
Strukturen in Wasser wie smektische flüssigkristalline Kolloide [1],
Lipidvesikel verschiedenster Größe gefüllt mit Wirkstoff [2] oder für
intelligente Hydrogele markiert mit Magnetit nanopartikeln [3] verwendet.
(Kooperation A11, A13, A14, B7) Während die Vitrifizierung aus Wasser
eine bekannte Methode, muß die Vitrifizierung aus unterschiedlichen
organischen Lösungsmitteln wie Benzol, Toluol, Chloroform, Dichlormethan,
MeOH, DMF, THF, DMSO, Cyclohexan etc. sowie aus Mischungen organischer
Lösungsmittel mit Wasser neu entwickelt werden. (Kooperation A2, A10,
A11, A14, A15, B7). Es konnten bereits Strukturen von Blockcopolymeren
wie Polystyrene-b-poly(2-vinylpyridin)bürsten aus Benzol [4], Oligo(p-benzamid)-b-poly(ethylene
glycol) Fasern aus Chloroform [5] sowie PEO-b-PTMSPMA Vesikel aus Methanol/Wasser
Mischung [4] untersucht werden. Zusätzlich werden in diesem Projekt
eine Vielzahl an Materialien in Kooperation mit anderen Projekten (Kooperation
B7, B9) strukturell mit Hilfe von hochauflösender Transmissionselektronenmikroskopie
HRTEM, Rastertransmissionselektronenmikroskopie STEM und elementanalytischen
Methoden EDX/EELS untersucht. Hier sind nano Materialien wie lösliche
Einmolekülnanogele [6], Tetra-pod Halbleiter nanopartikel [7] und Oberflächenfunktionalisierte
Nanopartikel [8-10] zu nennen.
[1] M. Vennes, R. Zentel, M. Rössle, M. Stepputat, U. Kolb, Adv. Mat.
17(17), 2123 (2005).
[2] Cooperation Shazly, Institute for Pharmacy, Johannes Gutenberg University,
Mainz.
[3] Cooperation Annette Schmidt, Heinrich Heine-University, Düsseldorf.
[4] Cooperation Project A2 M. Schmidt/A13 M.Maskos, Institute for Physical
Chemistry, Johannes Gutenberg University, Mainz.
[5] Cooperation Project A11 A. Kilbinger H.M. König, R. Abbel, D. Schollmeyer,
A.F.M. Kilbinger, Org. Lett. 8, 1819 (2006); T.W. Schleuss, R. Abbel,
M. Groß, D. Schollmeyer, H. Frey, M. Maskos, R. Berger and A.F.M. Kilbinger,
Angew. Chem., 118, 3036, Angew. Chem. Int. Ed., 45, 2969 (2006).
[6] Günter Wulff, Byong-Oh Chong and Ute Kolb Angew. Chem., 118, 3021-3024
Angew. Chem. Int. Ed., 45, 2955-2958 (2006).
[7] Renguo Xie, Xinhua Zhong, Ute Kolb and Thomas Basché, Small, accepted.
[8] Tahir MN, Eberhardt M, Therese HA, Kolb U, Theato P, Müller WEG,
Schröder H-Ch. and Tremel W Angew. Chem. Int. Ed. 45(29) 4803-4809 (2006).
[9] Tahir MN, Zink N, Eberhardt M, Therese HA, Theato P and Tremel W,
Angew. Chem. Int. Ed. 45(29)4809-4815 (2006).
[10] Tahir MN, Theato P, Oberle P, Gennadij Melnyk, Simon Faiss, Ute
Kolb, Andreas Janshoff, Michael Stepputat and Wolfgang Tremel Langmuir
22(12)5209-5212 (2006).