Wilhelm Busch: Aphorismen und Reime


Musik ist angenehm zu hören ...

Musik ist angenehm zu hören,
Doch ewig braucht sie nicht zu währen.

Kunst: Verzierung dieser Welt.

Ethische Bedeutung der Kunst zweifelhaft - der Maler hält bei den Augen, der Musiker bei den Ohren in der Welt fest.

Ganzes Genie und Brockengenie.
Letzteres gewöhnlich.

Saft, der nicht stark genug eingekocht ist, verdirbt. - Kunstwerk.

Gestaltungsdrang, der sich in Formen gießt.

Leichter und schwerer Erfolg: Der eine betut sich im Traum, der andere muß drücken, daß ihm der Kopf berstet.

Töpfe sind auch Kunstgeschöpfe.

Neues Klavier: ungeborener Lärm im Leib.

Musikalischer Floh im Ohr.

Es ist die Länge der Gesänge
Zu lang für meines Ohres Länge.

Oft trifft man wen, der Bilder malt,
Viel seltener wen, der sie bezahlt.

Gedanken sind nicht stets parat,
Man schreibt auch, wenn man keine hat.

Nicht, wer selbst ein Lautenschläger,
Sondern ein Gedichtsverleger
Ist der rechte Kritikus,
Nämlich, weil er zahlen muß.

Oft ist das Denken schwer, indes,
Das Schreiben geht auch ohne es.

Er läßt sich nicht helfen beim Dichten.
Der Bauer macht seine Kinder jetzt selbst.

In des Dichters Herzen
Brennen oft mehrere Kerzen.

Neue Gedanken sind nicht häufig;
Sag uns die alten nur geläufig.

Jeder hat mal Flut, mal Ebbe; dazwischen liegt sein natürliches Wesen, je nachdem ihn der Mond, sein Genius, sinken läßt oder hebt. Was darunter, vielleicht auch was darüber, soll er nicht veröffentlichen.

Wer zur Puppenbühne geht, sieht die Drähte.

Wer rudert, sieht den Grund nicht.

Wer zusieht, sieht mehr, als wer mitspielt.

Wer beobachten will, darf nicht mitspielen.