Heinrich Heine: Nachgelesene Gedichte 1812 - 1827


Wünnebergiade,

ein Heldengedicht in zwei Gesängen

Zweiter Gesang

Schnarchend lag der Hausknecht Tröffel,
Bis der Tag herangebrochen,
Endlich rieb er sich die Augen,
Und verließ sein weiches Lager.

Und im Hofe schon versammelt
Findet er die Hausgenossen,
Um den jungen Herrn sich drängend,
Und sie nehmen rührend Abschied.

Sinnend steht der ernste Vater,
Als behorcht er Flöhgespräche;
Und die Mutter kniet im Miste,
Betend für des Sohns Erhaltung.

Auch die Kuhmagd hörbar schluchset,
Denn es scheidet der Geliebte,
Den sie einst in Lieb befangen
Durch der dicken Waden Reize.

»Lebewohl!« die Brüder grunzen,
»Lebewohl!« der Kater mauet;
Und der Esel zärtlich seufzend
Seinen Jugendfreund umarmet.

Selbst die Hühner traurig gackern;
Nur der Bock der schweigt und schmunzelt,
Er verliert ein Nebenbuhler
Bei den holden Ziegenpärchen.

Traurig, in der Freunde Mitte,
Stand nun selbst mein armes Schweinchen,
Liebevoll die Äuglein glänzen,
Und es ließ das Sterzchen hängen.

Da erhub sich männlich Tröffel:
»Sagt, was soll das Weiberplärren?
Selbst der edle Ochs der weinet,
Er, den ich für Mann gehalten!

Aber Tröffel kann dies ändern!«
Sprachs, und rasch, im edlen Zorne,
Packte er mein Schwein beim Kragen,
Band zusammen alle Vieren,

Lud es schnell auf seinen Schubkarrn,
Und er schiebet flink und lustig,
Über Felder, über Berge,
Bis an Düsseldorfs Lyceum.