[JoGu]

Kryptologie

Cryptonomicon

a7Hzq .#5r<
kÜ\as TâÆK$
ûj(Ö2 ñw%h:
Úk{4R f~`z8
¤˜Æ+Ô „&¢Dø

Ein Buch, in dem Kryptologie die Hauptrolle spielt, daneben auch etwas Mathematik, viel Informatik, insbesondere Datenschutz und Datensicherheit. Also fast ein Muss?

Das Buch hat Stärken und Schwächen.

Stärken: Es behandelt wichtige Themen und stellt vieles recht korrekt und realistisch dar. Neben den wissenschaftlichen Themen ist vor allem die sehr realistische Darstellung der Verrohung der Menschen im Krieg beachtenswert. Das Buch ist auf jeden Fall sehr spannend - trotz seiner Länge. Bis zu vier Handlungsstränge werden ineinander verflochten mehr oder weniger parallel erzählt. Bemerkenswert ist auch die Vorstellung des Chiffrierverfahrens »Solitaire«, das extra für dieses Buch von Bruce Schneier entwickelt wurde, mit einem Kartenspiel als »Chiffriergerät« arbeitet und mit den gegenwärtigen Methoden unbrechbar erscheint.

Nicht jedermanns Sache ist wahrscheinlich der recht schnoddrige Erzählstil, den man witzig oder oberflächlich finden kann. Die handelnden Personen sind durchweg eindimensional gezeichnet. An Sex, Gewalt und Drogen fehlt es nicht, ebensowenig an schiefen Bildern; der literarische Wert darf angezweifelt werden. Die Grenze zwischen Fakten und Fiktion sind für den Laien gar nicht, für den Fachmann auch nicht immer zu erkennen. Klar, dass das Verschlüsselungsverfahren »Ordo« im realen Leben »PGP« heißt. Klar, dass Figuren wie Turing, MacArthur, Yamamoto und Reagan historisch sind, Waterhouse (alt und jung), Shaftoe, Root und Hacklheber nicht. Unklar ist, wozu ein Unbekannter E-Mail-Nachrichten digital signiert. Klar ist, dass Stephenson kein Mathematiker ist. Und damit kommen wir zu den

Schwächen: Die wissenschaftlichen und die historischen Fakten sind eben nicht immer korrekt. So ist die kryptologische (und aus gutem Grund nicht näher erläuterte) Verwendung der Zeta-Funktion und ihrer Verwandten absurd, ebenso die mathematische Behandlung von Waterhouses Sextrieb. Die Shannonsche Theorie wird Turing untergejubelt (was historisch nicht ganz falsch ist - Turing hat sich zumindest mit vergleichbaren Ideen beschäftigt). Die Übersetzung ist, wie so oft, durch fehlende Fachkenntnisse des Übersetzers beeinträchtigt (»brutale Gewalt«, »heimliche Bewunderer«, »Einmalblock«).

Man kann es lesen, aber man muss nicht. Für kryptologisch Interessierte kann ich eine, wenn auch nicht zwingende, Empfehlung geben.

Neal Stephenson:
Cryptonomicon.
Avon Books 1999;
ISBN 0-380-97346-4.
Neal Stephenson:
Cryptonomicon.
Manhattan/Goldmann-Verlag, München 2001;
ISBN 3-442-54529-3.

Autor: Klaus Pommerening, 12. Oktober 2002; letzte Änderung: 4. August 2004.