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Kryptologie

Ken Follett: Der Schlüssel zu Rebecca

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Ein Buch, gestrickt nach dem Rezept: "Wie schreibe ich möglichst schnell einen Thriller, der ein Markterfolg und vielleicht sogar verfilmt wird?" Das bedeutet: Krude Mischung von historischen Fakten und Fiktion, ohne jeden Anspruch auf Glaubwürdigkeit, platte Charaktere, Aktion statt nachvollziehbarem Handlungsfaden, Sex und Gewalt, sinnlose brutale Morde.

Der kryptologische Gehalt ist kaum der Rede wert. Es wird eine Buch-Chiffre verwendet. Kryptoanalyse findet nicht statt; die Funkausrüstung und der Schlüssel werden durch brutale (physische) Gewalt erobert. Der Schlüssel ist übrigens, wie der Buchtitel andeutet, ein Blatt mit schriftlicher Anleitung, wie der Roman »Rebecca« von Daphne Du Maurier (1938 erschienen) zur Verschlüsselung eingesetzt wird. Der intellektuelle Höhepunkt des Romans - immerhin - ist die Überlegung, mit der Vandam, der Held des Romans, den Sinn des erbeuteten Buchs erschließt und aus der ausradierten Preisangabe auch herausfindet, wo das Buch gekauft worden war.

Die Verschlüsselung wird so beschrieben: Er holte den englischen Roman und das Blatt Papier mit dem Codeschlüssel hervor und studierte das System. Es war der 28. Mai. Er musste 42 - die Jahreszahl - zu 28 hinzuzählen, um die Seitenzahl des Romans zu erhalten, mit der seine Botschaft zu verschlüsseln war. Im Mai, dem fünften Monat des Jahres, musste jeder fünfte Buchstabe auf der Seite übergangen werden. Man fragt sich, warum eine so einfache Regel schriftlich festgehalten werden muss.

... Er begann oben auf Seite 70 des Buches und suchte den Buchstaben H. Es war der zehnte, wenn man jedes fünfte Zeichen ausließ. In diesem Code würde er deshalb durch den zehnten Buchstaben des Alphabets - J - repräsentiert werden. ... Diese Art Code war eine Variation des einmal verwendbaren Tauschverfahrens, des einzigen Codes, der in Theorie und Praxis nicht zu brechen war. Gemeint ist offenbar das One-Time-Pad, mit dem das beschriebene Verfahren aber nun wirklich nicht viel zu tun hat, außer dass es eine nicht-periodische polyalphabetische Chiffre ist.

Ein Buch, das man getrost ungelesen lassen kann. Nicht einmal für kryptologisch Interessierte kann ich eine irgendwie positive Empfehlung geben. Lesenswert ist es nur für jemanden, der an oberflächlicher Spannung auf niedrigem Niveau Spaß findet.


Autor: Klaus Pommerening, 18. September 2005; letzte Änderung: 21. September 2005.