[JoGu]

Kryptologie

Auszüge aus »Weihnacht!« von Karl May

geschrieben 1897

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»Leder?« fragte ich.

»Ja. Da kann ich Ihnen gleich einen Beweis liefern, daß die Klugheit des klügsten Europäers oder überhaupt Weißen sich an einem Stückchen Leder in Unwissenheit verwandelt.«

»Hm! Ein Stückchen Leder? Gestatten Sie, daß ich mich vor diesem Beweise nicht fürchte! Ich bin nämlich Lederkenner.«

»Oh, in der Weise, wie Sie es meinen, bin ich auch Lederkennerin. Hier aber handelt es sich um die Beantwortung der für mich sehr wichtigen Frage: Welche Bedeutung hat es, wenn ein Indianer zu Ihnen kommt und Ihnen ein Stück Leder giebt?«

»Das Leder ist ein Brief oder hat sonst irgend eine Bedeutung, welche auf eine Mitteilung abzielt.«

»Das hat bis jetzt ein jeder gedacht; aber keiner hat mir auch nur ein einziges Wort über diese Bedeutung sagen können. Ich habe mich hier erkundigt und bin überall herumgefahren; ich bin auch in St. Louis gewesen, wo es bei den Handelsfirmen doch Leute giebt, von denen man Erfolg erwartet; es sind hundert und noch mehr Westmänner, Jäger, Trapper und sonstige Kenner gefragt worden; alle haben das Leder untersucht, aber die Antwort hat stets in einem Kopfschütteln und dem Geständnis bestanden, daß dieses Leder ein ganz gewöhnliches Stück Leder sei und gar nichts zu bedeuten habe. Und doch muß es eine Bedeutung besitzen, und zwar für mich, denn ein Indianer hat es gebracht und dabei gesagt, daß es für die Squaw von Nana-po, so wird mein Mann genannt, bestimmt sei!«

»Sie sagten doch, daß Sie keine Nachricht von Ihrem Manne hätten! Warum haben Sie das Leder nicht schon längst erwähnt?«

»Weil das keinen Zweck gehabt hätte. Was hundert Westmänner nicht sagen können, können auch Sie nicht wissen. Die Bedeutung des Leders wird mir ein Rätsel bleiben, bis einmal so ein Mann wie Old Firehand oder Old Shatterhand in diese Gegend kommt, den ich dann augenblicklich aufsuchen werde, um es ihm zu zeigen.«

»Da können Sie jahrelang warten, ehe so einer zufälligerweise einmal nach Weston oder in die Nähe kommt!«

»Leider! Aber in Jefferson soll Old Shatterhand und sogar auch Winnetou schon einigemal gewesen sein.«

»Sie haben das Leder noch?«

»Ja.«

»Vielleicht genügt es, daß Sie es mir einmal zeigen!«

»Ihnen?! Meinetwegen! Sie sollen es sehen, nur damit Sie später sagen können, daß Sie ein indianisches Totem oder so etwas in der Hand gehabt haben. Ich hole es!«

Sie brachte es und gab es mir. Es war ein vierfach zusammengelegtes Lederstück von der Größe eines Papierbogens. Man konnte auf keiner Seite ein Zeichen oder sonst etwas bemerken, was darauf hätte schließen lassen, daß es irgend eine Bedeutung, irgend einen andern Zweck gehabt hätte, als überhaupt jedes Lederstück hat. Und doch wußte ich sofort, woran ich war.

»Nun?« fragte sie lächelnd. »Nicht wahr, es ist ein Stück Leder wie jedes andere Lederstück?«

»Nein.«

»Nicht? Da bin ich wirklich neugierig, was Sie denken! Natürlich wird es ein Irrtum sein!«

»Ich denke, daß auch einmal ein deutscher Schriftsteller allen Ihren hundert und noch mehr Westmännern beweisen kann, daß sie keine Westmänner sind. Dieses Leder ist ein Brief!«

»Was? Doch? Sie irren sich! Sie täuschen sich!« rief sie schnell aus. »Es ist ja ganz und gar nichts darauf zu sehen!«

»Nicht darauf sondern darin!«

»Darin? Kann ein Lederstück hohl sein?!«

»Dieses Lederstück ist oder vielmehr sind eigentlich zwei Stücke Leder!«

»Unmöglich! Das hätte man doch fühlen und auch an den Rändern sehen müssen.«

»Pshaw! Wir haben da zwei sehr fein zubereitete Waschbärfelle vor uns, welche zusammengeklebt sind. Das eine ist der Brief und das andere die Decke.«

»Warum hätte man eine Decke auf den Brief geklebt?«

»Um die Schrift zu schonen.«

»Das hätte man auf einfachere Weise erreichen können, zum Beispiel durch Einwickeln.«

»Die Decke hat noch einen zweiten Zweck, einen Zweck, welcher mir Besorgnis einflößt.«

»Warum.«

»Der Indianer, welcher den Brief gebracht hat, ist ein Feind von Ihnen, also auch Ihres Mannes gewesen. Auf welche Weise hat er Ihnen das Leder gegeben?«

»Ich war nicht daheim. Er hat es gebracht und gesagt, das sei für die Squaw von Nana-po; dann ist er schnell wieder fortgegangen. Ich habe mich dann nach ihm erkundigt; aber er ist keinen Augenblick in der Stadt geblieben.«

»Also habe ich recht. Die Beschaffenheit dieses Briefes ist eine solche, daß Sie Zeit brauchten, ihn zu öffnen und zu lesen, und während dieser Frist konnte er sich flüchten. Der Inhalt des Briefes ist kein guter für Sie.«

»Um Gott! Wenn Sie ihn doch lesen könnten!«

»Ich kann ihn lesen!«

»Das wäre ein Wunder, ein geradezu unbegreifliches Wunder, nachdem so viele Kenner nichts herausgebracht haben!«

»Das waren keine Kenner sondern Pfuscher. Wissen Sie vielleicht, was der Lederarbeiter unter 'Leder schärfen' versteht?«

»Nein.«

»Die Ränder sind mit einem sehr scharfen Messer verdünnt worden, um besser zusammenzukleben, so daß man nicht bemerkt, daß das Leder aus zweien besteht. Der Kenner aber fühlt sofort, daß die Ränder dünner sind.«

»Aber man müßte doch in der Mitte fühlen, daß es doppelt ist!«

»Es ist da auch zusammengeklebt.«

»Geht da nicht die Schrift beim Auseinanderreißen verloren?«

»Wir reißen nicht, sondern wir weichen auf.«

»Da weicht doch auch die Schrift auf!«

»Nein, denn die ist nicht mit einer Wasserfarbe geschrieben. Bitte, geben Sie mir eine Schere, und bringen Sie eine Schüssel voll Wasser!«

Als sie beides brachte, schnitt ich auf allen vier Seiten den Rand des Leders weg und legte dieses so in die Schüssel, daß das Wasser darüberstand; dann mußten wir warten, bis der Klebstoff aufgelöst war. Inzwischen hatten wir Zeit, die eiserne Herdplatte durch ein gelindes Feuer zu erwärmen, um den Brief darauf trocknen zu lassen, weil das Trocknen in der Luft zu lange gedauert hätte.

Es ist eigentlich überflüssig, zu betonen, daß die zwei Personen sich in einer außerordentlichen Spannung befanden. Es wollte ihnen gar nicht einleuchten, daß ein »deutscher Schriftsteller« nun doch mehr wisse als alle Westmänner, an die sie sich vorher gewendet hatten; aber die Sicherheit und Überzeugung, welche ich zeigte, brachten ihren Zweifel je länger desto mehr ins Wanken. Zu ihrer Spannung gesellte sich die Unruhe, eine Folge meiner Behauptung, daß der Indianer ein feindlicher gewesen und also der Inhalt des Briefes kein erfreulicher sei.

Nach einer halben Stunde nahm ich das Leder aus dem Wasser und konnte die beiden Teile wie zwei auf einander geklebte Papiere auseinander ziehen; sie konnten sie nicht unterscheiden; ich aber sah trotz der Nässe, welcher Teil die Decke gewesen und welcher der Brief war; diesen letzteren legte ich, die Schriftseite nach oben, auf die warme Ofenplatte, mußte aber sehr aufpassen, daß die Schrift ja nicht durch die Wärme zum Zerfließen kam. Dann wurde der Brief zwischen zwei Lampen auf den Tisch gelegt.

Die beiden beugten sich schnell darüber, um zu lesen, richteten sich aber enttäuscht wieder in die Höhe.

»Das sind ja keine geschriebenen Buchstaben sondern eingeschnittene rote Punkte, Striche und Figuren!« sagte die Frau.

»Es ist eine wunderbar gelungene indianische Zinnoberschrift,« antwortete ich.

»Die nun wahrscheinlich kein Mensch lesen kann! Wie froh war ich, als Sie behaupteten und dann auch bewiesen, daß es ein Brief sei! Und nun fallen wir in die frühere Ungewißheit zurück!«

»Beruhigen Sie sich, Mrs. Hiller! Ich lese ihn.«

»Wirklich? Wahrhaftig! Wo haben Sie denn das nur gelernt?!«

»Bei den Indianern.«

»Was? Wie? Sie wären bei den Indianern gewesen? Davon haben Sie ja kein einziges Wort gesagt!«

»Man soll sprechen, wenn es notwendig ist, sonst nicht. Erlauben Sie, daß ich mir erst still die Bedeutung der Figuren entziffere! Das nimmt natürlich mehr Zeit in Anspruch als das Lesen eines Briefes in gewöhnlicher Schrift.«

Es dauerte vielleicht zehn Minuten, bis ich fertig war. Der Inhalt war, wie ich vorhergesagt hatte, kein erfreulicher. Ich fragte mich im stillen, ob es nicht vielleicht besser sei, ihn zu verschweigen, kam aber doch zu dem Entschlusse, ehrlich und aufrichtig zu sein. Ich durfte der Frau nicht vorenthalten, wie es mit ihrem Manne stand. Wenn sie es erfuhr, war es ihr mit Hilfe ihrer Pelzfirma vielleicht möglich, ihn zu retten. Ich bereitete sie durch eine kurze Einleitung auf die betrübende Mitteilung vor und erklärte ihnen dann:

»Sie sehen zunächst hier oben ein Viereck mit vier Cowboys darin. Das ist der Name des Schreibers und Absenders dieses Briefes, des Häuptlings der Kikatsa, welche eine Abteilung der Krähenindianer, also der Crows oder, wie sie selbst sich nennen, Upsarokas sind. Er heißt Yakonpi-Topa; das ist zu deutsch: Vier Hirten, womit Cowboys gemeint sind. Er hat nämlich damals, als er auszog, um sich einen Namen zu holen, was jeder junge Indianer thun muß, vier Cowboys getötet und ihre Skalpe mit heimgebracht; daher dieser sein Name.«

»Aber wie kommt dieser grausame Mörder dazu, mir einen Brief zu senden? Mein Mann hat doch mit ihm und den Kikatsa nie etwas zu thun gehabt!« sagte die Frau.

»Bitte um Geduld; Sie werden es schnell genug erfahren. Weiter sehen Sie fünf Schlangen mit Menschenköpfen; vier von diesen Köpfen sind barhaupt und haben langes Haar, wie die Indianer tragen; der fünfte hat einen Hut auf, was stets einen Weißen bedeutet. Die Schlangen sind Schlangenindianer, also Snakes, die sich Schoschonen nennen. Ich weiß jetzt genau, daß Mr. Hiller mit diesen Schoschonen in Geschäftsverbindung steht.«

»Das ist richtig; er wollte auch zu ihnen. Woher wissen Sie das?«

»Die Schlange mit dem Hute ist Ihr Mann; die vier andern Schlangen sind Schoschonen. Unter ihnen sehen Sie sechs verkehrte Vögel, d. h. sie liegen auf dem Rücken und haben die Beine an den Leib gezogen; sie sind also tot. Von den Schlangen führt eine aus runden Punkten, welche Flintenkugeln bedeuten, bestehende Linie zu den Krähen herunter; das heißt: vier Schoschonen und Ihr Mann haben sechs Kikatsa erschossen. Die Vögel sollen nämlich Krähen, also Crow- oder Kikatsaindianer bedeuten.«

»Das ist unmöglich! Es kann meinem Manne nicht einfallen, einen Indianer zu töten!«

»Was ich hier lese und Ihnen sage, ist nicht nur nicht unmöglich sondern wahr, eine gar nicht anzuzweifelnde Thatsache. Der größte Indianerfreund kann, z. B. wenn er von ihnen überfallen wird, in die Lage kommen, einen oder einige Rote zu erschießen.«

»Das ist dann aber Notwehr und nicht Mord!«

»Ganz recht; leider aber erkennen die Indsmen diese Unterscheidung niemals an. Weiter! Sie sehen hier eine ganze Menge von Krähen; sie bilden einen Kreis um die Schlangen, welche zusammengebunden sind. Das heißt: Die Kikatsa haben die Mörder gefangen genommen.«

»Himmel! Meinen Mann auch?«

»Leider!«

»Was wird mit ihm geschehen? Sagen Sie es mir! Schnell, schnell, schnell!«

»Bleiben Sie ruhig! Es ist ihm nichts geschehen. Er lebt jetzt noch.«

»Jetzt noch? Aber später?! Sie wollen ihn töten, ja?«

»Bitte, Mrs. Hiller, regen Sie sich nicht auf; es wird wahrscheinlich alles gut! Hier sehen Sie einen Berg gezeichnet, um welchen Felle hängen; das bedeutet einen ganzen, großen Haufen von Fellen; die Westleute pflegen zu sagen: einen Berg von Fellen. Die Kikatsa haben Ihrem Manne also sein ganzes Pelzwerk, welches er bei sich führte, abgenommen.«

»Das Unglück wird ja immer größer! Was soll man in St. Louis dazu sagen, wo man erwartet, daß -«

»Klagen Sie jetzt nicht, sondern hören Sie mich! Zunächst ist ein Menschenleben mehr wert als der größte Haufe von Häuten; wir wollen uns also einstweilen nur um Mr. Hiller kümmern. Und sodann hat er natürlich nicht alle seine Einkäufe mit sich geschleppt, sondern sie von Zeit zu Zeit auf den Weg gegeben. Diese Sendungen werden schon noch in St. Louis ankommen. Ferner sehen Sie hier vier Schlangen an einen Pfahl gebunden; ihre Köpfe liegen unten, aber glücklicherweise kein Hut dabei. Das heißt: die vier Schoschonen sind wegen des Mordes von den Kikatsa zu Tode gemartert worden; Ihr Mann war aber nicht mit dabei. Von ihm lesen wir jetzt weiter: Es folgen, wie Sie sehen, zwei Figurenreihen. Vor der einen befindet sich eine nach oben und vor der andern eine nach unten gerichtete Hand. Diese beiden Hände bedeuten: entweder, oder; das heißt: entweder geschieht das, was auf der einen Reihe, oder das, was auf der andern Reihe steht.«

»Und was steht da? Sie spannen mich auf die Folter!«

»Haben Sie doch nur Geduld! Hier sehen Sie ein Leder und unten auf der andern Reihe auch. Das ist der Brief, den Sie bekommen haben. Wann wurde er Ihnen gebracht?«

»Vor noch nicht ganz vier Wochen.«

»Gut, so haben wir ja noch drei Monate Frist!«

»Wieso Frist? Wozu?«

»Um Ihren Mann zu retten. Schauen Sie her! Da liegt die Schlange gebunden, mit einem Hute auf dem Kopfe; das ist: Ihr Mann ist gefangen, lebt aber noch. Hierauf sind vier Monde nacheinander abgebildet; das bedeutet die Zeit von vier Monaten. Dann sehen Sie diese Schlange am Pfahle, und der Kopf mit dem Hut liegt unten. Der Sinn dieser Zeichnung ist: der Weiße lebt noch, wird aber genau vier Monate nach Abgabe des Briefes am Marterpfahle sterben; ich will aber - - -«

»Das ist doch schrecklich, schrecklich!« unterbrach sie mich, indem sie die Hände zusammenschlug. »Giebt es denn nicht - - -«

»Hören Sie nur weiter!« fiel ich ihr in die Rede. »Auf der andern Reihe folgt nach dem Briefe die Schlange mit dem Hute; sie hat jetzt Hände, in denen sie zwei Gewehre hält, mit denen andere Gewehre mittels einer Schnur verbunden sind; das bedeutet eine Vielzahl von Gewehren. Dahinter kommt das Zeichen des Häuptlings mit den vier Cowboys oder Hirten. Dieses Zeichen hat zwei Hände, welche es den Gewehren entgegenstreckt. Von der Schlange bis zum Häuptlinge hin ziehen sich oben wieder vier Monde, und darunter sehen Sie zwei Hände mit ausgespreizten Fingern, an die sich ein einzelner Finger legt; das ist die Bezeichnung, die Gebärde des Zählens; zwischen diesen Händen steht eine Sonne, das Zeichen des Jahres, von 365 Tagen, welche sich auf die Gewehre beziehen, also 365 Gewehre. Der Häuptling hat diese und nicht eine nach unsern Begriffen 'runde Summe' gewählt, weil die Sonne für ihn die einfachste, kürzeste und darum bequemste Zahlenbezeichnung war. Hinter dieser Gruppe erblicken Sie die Schlange mit dem Hute auf einem von ihr abgewendeten Pferde, welches galoppiert, sich also schnell entfernt. Diese ganze Figurenreihe bedeutet also: Wenn die gefangene Schlange, also Ihr Mann, binnen vier Monaten 365 Gewehre an den Häuptling zahlt, erhält er die Freiheit und kann fortreiten. Ganz unten sehe ich zu meinem Erstaunen zwei wirkliche Buchstaben, nämlich ein kleines v und ein großes lateinisches H. Was das zu bedeuten hat, kann ich leider nicht sagen.«

»Aber ich, ich, ich!« rief sie schnell und froh. »Zeigen Sie, zeigen Sie! Ja, hier steht es: v. H.; das ist das adelige 'von' mit dem Anfangsbuchstaben unsers Namens, also ein Lebenszeichen meines Mannes!«

»Und zugleich das Zeichen, daß er mit dem Briefe einverstanden ist! Haben Sie diesen verstanden, oder soll ich ihn wiederholen?«

»Ja, bitte, sagen Sie mir den Inhalt noch einmal!«

»Gern! Also Mr. Hiller ist mit vier Schlangenindianern beisammen gewesen und wird darum der leichteren Bezeichnung wegen von dem Häuptling auch als Schlange abgebildet, aber von ihnen durch einen Hut unterschieden. Diese fünf Schlangen haben sechs Krähenindianer getötet, welche zum Stamme der Kikatsa gehörten, und sind dafür von den Kikatsa gefangen genommen worden. Die vier roten Schlangen, mit denen man wenig Federlesens machte, wurden am Marterpfahle umgebracht; mit der fünften, weißen Schlange aber, Ihrem Manne also, hat man etwas anderes vor. Vielleicht ist er bei der Tötung der Krähenindianer nicht so beteiligt gewesen wie die Schlangenindianer; vielleicht auch oder sehr wahrscheinlich ist die Rachsucht des Häuptlings weniger groß als seine Klugheit, die sich in den Besitz einer hinreichenden Anzahl von Gewehren zu setzen wünscht, mit denen er diejenigen seiner Krieger, die noch keines besitzen, bewaffnen kann. Wenn sich das Gerücht, von welchem Sie vorhin sprachen, bestätigt, so bereiten sich da oben in den Bergen Feindseligkeiten vor, bei denen die bessere Bewaffnung leicht den Ausschlag giebt. Der Häuptling sendet also einen Brief an die Frau des Gefangenen und sagt ihr in demselben: Schickst Du binnen vier Monaten nach Empfange dieses Schreibens 365 Gewehre an mich, so gebe ich Deinen Mann frei, und er kann reiten, wohin er will; thust Du das aber nicht, so muß er grad so am Marterpfahle sterben wie die vier Schoschonen! Mr. Hiller hat den Brief gesehen und unterzeichnet; er ist also damit einverstanden, daß er an Sie geschickt wurde.«