Tumult auf Villa Shatterhand

Ankündigung

In den Mainzer Kammerspielen, Premiere am 20. November 2003

http://www.mainzer-kammerspiele.de/
unter "Schaupiel".

Tumult auf Villa Shatterhand
Eine Karl Mayade von Daniel Call

Karl May: Der erfolgreiche Reiseschriftsteller, der die erträumten Landstriche nie gesehen hat, ist auf dem Zenit seines Schaffens, lebt zufrieden in seiner Villa in Radebeul. Umgeben von seiner Frau Klara und seiner Ex-Frau Emma, die sich nebenbei so manches Gefecht um die Lufthoheit im Hause May liefern, soll Hochzeitstag gefeiert werden, mit einer Abordnung Radebeulensischer Ureinwohner, die extra zu diesem Anlass in die Villa Shatterhand herbeizitiert werden.

Wenig Tumult auf Villa Shatterhand

[Keine Theaterkritik - nur ein Bericht und einige Eindrücke] [abgedruckt in KMG-Nachrichten 139 (2004), S. 46]

Wie ich im vergangenen Herbst hier schon mitteilte, steht auf dem Spielplan der Mainzer Kammerspiele zur Zeit das Stück »Tumult auf Villa Shatterhand« von Daniel Call, Regie Oliver Vorwerk. Heute (am 15. Januar 2004) kam ich endlich dazu, es mir anzusehen, eigentlich mehr der Kuriosität halber als in Erwartung eines ernsthaften Theaterstücks. Bis zum Vorstellungsbeginn hatten sich 14 (vierzehn) Zuschauer eingefunden - na ja, es war bereits die achte Vorstellung - nach der Pause waren es noch 10 (zehn). Uns gegenüber standen neun Schauspieler, die Beachtliches leisteten; sogar die rezitierten May-Gedichte hatten eine tiefe Würde und wirkten kein bisschen peinlich oder kitschig. Zu Recht gab es am Ende - so gut es ging - tosenden Applaus. Die zehn Restzuschauer waren sich nach der Vorstellung einig, dass das Stück gut ist und mehr Resonanz verdient.

Ich selbst fand das Stück in weiten Teilen sehr beeindruckend, an manchen Stellen ist es auch komisch, aber es ist keine Komödie. Die Tragik des Menschen May wird sehr deutlich dargestellt, er wird von Damönen gequält, von menschlichen Gegnern in die Ecke gedrängt, ist von Verständnislosen und Schmarotzern umgeben, flieht immer wieder in Fantasiewelten. Natürlich ist nicht alles nach jedermanns Geschmack. Vielleicht spielte Hitler eine zu große Rolle (der kommt im gesamten Stück vor, in all seiner Lächerlichkeit, und gibt gegen Ende des Stücks Klara Anweisungen zur Diamantenschleiferei; sehen wir das mal als symbolisch an) - aber auch das gehört ja zu Mays Tragik, dass er von den Falschen (missverstanden und) verehrt wurde. Und die sexuellen Andeutungen in einigen Szenen hätten sicher nicht den Beifall des Maysters gefunden. Typische Fans des "populären" Karl May - etwa der Karl-May-Filme und der Karl-May-Festspiele - können mit der Handlung sicher nichts anfangen. Um alle Anspielungen zu verstehen, muss der Zuschauer sich in Karl Mays Biographie sehr gut auskennen.

Also: Falls jemand aus dieser Runde sowieso schon immer mal einen Abstecher nach Mainz machen wollte - ein Besuch in der »Villa Shatterhand« ist empfehlenswert. Weitere Vorstellungen sind noch für den 6. und 7. Februar, 9. bis 11. März, 26. und 27. März, 6. bis 8. April geplant, wenn das Stück nicht mangels Nachfrage abgesetzt wird. Karten zu bekommen, dürfte völlig unproblematisch sein :-); freie Platzwahl, aber in den Kammerspielen hat man eh von allen Plätzen gute Sicht. Informationen gibt es im WWW unter

http://www.mainzer-kammerspiele.de/

Auf nach Mainz! Vielleicht die letzte Chance, dieses Stück aufgeführt zu sehen.

K. Pommerening