FSME

(Frühsommer-Meningo-Enzephalitis)

Die Zecke oder Holzbock (Ixodes ricinus) kann von einem
Virus (FSME-Virus) befallen sein, der im Speichel der Zecken vorkommt.
Das Virus gelangt mit dem Speichel bereits in den ersten Minuten
nach dem Stich der Zecke in den Organismus.

Verbreitung
Die FSME tritt im Unterschied zur Borreliose regional begrenzt auf.
Gebiete mit gehäuftem Auftreten in Deutschland sind Baden-Württemberg
- hier Gebiet zwischen Pforzheim, Offenburg, Freiburg, Villingen,
Tübingen, Sindelfingen, Gebiete entlang der Flüsse Enz, Nagold,
Neckar sowie entlang des Oberrheins, oberhalb Kehls bis zum westlichen
Bodensee (Konstanz, Singen, Stockach);
Bayern - hier südlicher Bayerischer Wald, Niederbayern entlang der Donau
ab Regensburg, besonders Region Passau, entlang der Flüsse Paar,
Isar ab Landshut, Rott, Inn, Vils, Altmühl;
Oden-wald.
Weitere Risikogebiete sind in

FSME-frei sind:

(Stand April 1999)

Häufigkeit in Deutschland
150-300 Fälle pro Jahr sind diagnostisch gesichert.
In Höhen über 1000 Metern besteht kaum noch die Gefahr
für eine Infektionsübertragung durch Zecken.
In den FSME-Endemiegebieten Deutschlands sind 1-5%
der Zecken sind vom FSME-Virus befallen.

Vorbeugung


— Es gibt aktive und passive Impfmöglichkeiten gegen FSME.
Die Aktivimpfung mit abgeschwächten Viren erfolgt in den
Muskel (intramuskulär). Eine Impfung sollte nur bei Personen
durchgeführt werden, die einem besonderen Expositionsrisiko ausgesetzt sind.
Nicht jeder Urlauber, der sich in einem FSME-Endemiegebiet aufhält,
muss zwangsläufig geimpft werden.
Der Impfstoff von Baxter Hyland-Immuno ist ab dem 2. Lebensjahr,
der Impfstoff von Chiron Behring ab dem 13. Lebensjahr zugelassen.

— Kleidung sollte bei Wanderungen, die durch hohes Strauchwerk
oder hohes Gras etc. führen, möglichst viel Körperoberfläche bedecken.

— Zeckenabweisende Mittel (Autan® Active) bieten einen zeitlich begrenzten Schutz.

— Gründliche Inspektion von Kleidung und Körper (verleiht aber keinen absoluten Schutz).

Krankheitsbild
Die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis ist eine Viruserkrankung,
die zur Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute und des Zentralnervensystems führt.
Sie kann mit leichten grippeähnlichen Symptomen verlaufen,
aber auch zu Dauerschäden wie Lähmungen führen.
Gegen die ausgebrochene Erkrankung gibt es keine spezifische Heilbehandlung.
Es können nur die Symptome so gut wie möglich gemildert werden.
Etwa 2-28 (7-14) Tage nach dem Zeckenstich kommt es in 10-30%
zu einem Fieberanstieg mit grippalen Erscheinungen
(ca. 70% der Patienten bleiben ohne Symptome).
Nach einem fieberfreien Intervall von etwa 1 Woche entsteht
in ca. 10% der vorher grippeähnlich Erkrankten in der zweiten
Krankheitsphase ein erneuter Fieberanstieg.
60% der betroffenen Patienten erleiden Entzündungen von Gehirn
und Hirnhäuten, in 30% entzünden sich Nervenbahnen und -wurzeln.
Diese Entzündungen gehen mit Lähmungen einher, die sich vor allem
im Bereich des Schultergürtels zeigen.

Chronische Schäden:
Einen dauerhaften Schaden tragen 6-46% der an FSME erkrankten Patienten davon,
in 10-15% handelt es sich dabei um lange andauernde Kopfschmerzen,
bei 3-11% bestehen Restlähmungen und Schwäche der Muskulatur.

Behandlung


Einsatz eines passiv immunisierenden Immunglobulins.
Beispielsweise zur Prophylaxe nach Befall durch Zecken
bei ungeimpften Personen in Endemiegebieten.
Die Gabe ist für Kinder unter 14 Jahren verboten.
Grund: Bei Kindern waren schwere Krankheitsverläufe mit
teilweise bleibenden Schäden aufgetreten.
Ohne Behandlung erkranken Kinder meist nur leicht.
Hier aber wurde der Krankeitsverlauf sogar verstärkt.

Für Nichtgeimpfte gibt es nur die Möglichkeit,
sich durch Verabreichung eines Antikörperkonzentrats (FSME-Immunglobulin)
schützen zu lassen. Das Immunglobulin hat allerdings nur
eine Schutzrate von 60-70%. Ein Ausbruch der Erkrankung kann
aber in ungefähr einem Drittel der Fälle dadurch nicht verhindert werden.
Der wirksamste und am längsten wirksame Schutz ist daher die aktive Impfung.
Nach Zeckenbefall einer ungeimpften Person in einem verseuchten Gebiet:
1. und 2. Tag nach Zeckenstich (0-48 Stunden): 0,1 ml/kg KG
3. und 4. Tag nach Zeckenstich (48-96 Stunden): 0,2 ml/kg KG
Die Zählung beginnt mit dem Tag des Waldbesuchs.

FSME-Impfung nach Zeckenstich:
Zeckenstich vor 2. Impfung:
Kommt Patient innerhalb von 4 Tagen nach der
1. Impfung (Tag der 1. Impfung=Tag 0), bekommt er Immunglobulin.
Fortsetzung der Impfserie nach 4 Wochen.


Präparate:


Immunglobulin


FSME-Bulin Immuno (Baxter Hyland-Immuno Division)
Vor Exposition 0,05 ml/kg KG i.m.
nach Exposition: 0,2 ml/kg KG bis 96 h nach Zeckenstich
1 ml: 48,84 DM
2 ml 89,18 DM
5 ml 201,32 DM

Encegam® (Chiron Behring)
Postexpositionell: 1-4 Tage nach Zeckenstich 0,2 ml/kg KG i.m.
1 ml 51,76 DM
2 ml 93,00 DM
5 ml 211,28 DM

Vakzine


FSME-Immun Immuno (Baxter Hyland-Immuno Division)
1. Dosis 0,5 ml i.m.
2. Dosis 14 Tage bis 3 Monaten 0,5 ml
3. Dosis nach 9-12 Monaten (nach der 2. Gabe) 0,5 ml
1 Fertigspritze 51,32 DM

Encepur® FSME-Vaccine Behring (Chiron Behring)
1. Dosis (Tag 0) 0,5 ml i.m.
2. Dosis (Tag 28) 1-3 Monaten später
3. Dosis (Tag 300) 9-12 Monate danach
1 Fertigspritze 0,5 ml 48,75 DM
3 Fertigspritzen 131,30 DM

Schnellimmunisierungsschema:
Tag 0: 0,5 ml
Tag 7: 0,5 ml
Tag 21: 0,5 ml
Schutz liegt zum Zeitpunkt der 3. Impfung bereits vor!

Auffrischimpfung:
alle 3-5 Jahre!

Für Atopiker ist die Impfung nicht ratsam!

Nebenwirkungen der Vakzine:

Impfablauf
In dringenden Fällen kann die 2. Impfung auf
2 Wochen nach der ersten Impfung vorgezogen werden.
Schutz hält nach der 3. Impfung ca. 5 Jahre an.
Frühestmöglicher Impfschutz besteht etwa 10-14 Tage nach der 2. aktiven Immunisierung.

Empfehlungen
Eine Altersbegrenzung für die FSME-Impfung besteht nicht.
Im ersten Lebensjahr soll die Impfung jedoch nur dann erfolgen,
wenn das Kind einer starken Infektionsgefahr ausgesetzt ist.
Die 1. Teilimpfung am besten in der kalten Jahreszeit,
damit man bereits geschützt ist, wenn die Zeckenaktivität beginnt.
Die 2. Teilimpfung erfolgt 14 Tage bis 3 Monate nach der 1. Teilimpfung,
auch bevorzugt in der kalten Jahreszeit.
Die 3. Teilimpfung erfolgt 9 bis 12 Monate nach der 2. Teilimpfung.
Die Impfung kann grundsätzlich das ganze Jahr durchgeführt werden.

Wird mit der Grundimmunisierung in der warmen Jahreszeit begonnen,
empfiehlt es sich, die 2. Teilimpfung bereits 14 Tage
nach der 1. Teilimpfung zu verabreichen, damit möglichst
rasch ein schützender Antikörpertiter aufgebaut werden kann.

Auffrischimpfung
In Endemiegebieten: Eine Impfdosis alle 3-5 Jahre
In Nichtendemiegebieten: Vor einer Reise in ein Endemiegebiet,
wenn mehr als 3 Jahre vergangen sind: Eine Impfdosis mit 0,5 ml

Nicht eingehaltener Impfabstand
Da das immunologische Gedächtnis über einen gewissen Zeitraum
noch vorhanden ist, muss bei Überschreiten der empfohlenen
Intervalle nicht unbedingt erneut mit einer Grundimmunisierung begonnen werden.
Die FSME-Erkrankung kann nur durch die vollständige Impfung und
rechtzeitige Auffrischimpfung, das heißt alle 3 -5 Jahre, optimal verhindert werden.
Personen über 50 Jahren wird empfohlen, besonders gewissenhaft auf die
Auffrischimpfung zu achten, da ab diesem Alter der Impfschutz schneller absinkt.

Die Impfung wird für folgenden Personenkreis empfohlen:
- Personen, die während der FSME-Saison in Endemiegebieten
reisen und dort wandern, campen, radfahren,
spazierengehen oder andere Freizeitaktivitäten ausüben wollen.
- Personen, die in Endemiegebieten wohnen.
- Besonders gefährdete Personen, die land- oder
forstwirtschaftliche Berufe ausüben, wie z.B. Jäger, Förster, Waldarbeiter, Landwirte.

Vorsicht bei Personen, die nach Verzehr von Hühnereiweiß allergische Reaktionen aufwiesen.

Ein Abstand zu anderen Impfungen ist nicht erforderlich!

Wenn die Vakzine irrtümlich eingefroren wurde, darf der Impfstoff nicht mehr verwendet werden.
War der Kühlschrank ausgefallen (bis Zimmertemperatur) darf die Vakzine noch verwendet werden.
Da für die Schwangerschaft keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen,
sollte der Arzt eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung stellen.
Da ein inaktivierter Impfstoff vorliegt, ist eine Fruchtschädigung nicht zu befürchten.

Nach Gabe des Immunglobulins ist ein Abstand von mindestens 3 Monaten
zur Impfung mit Masern-, Mumps-, Röteln- und Varizellenimpfstoff einzuhalten.
Ein Abstand zur Schluckimpfung gegen Poliomyelitis und Typhus ist nicht erforderlich.
Kann auch in der Schwangerschaft angewendet werden.


Informationen zusammengestellt von
Dr. Alfred Goldinger
Fachapotheker für
Klinische Pharmazie
Apotheke des Klinikums
der Universität Mainz
Zugrundegelegt wurden unter anderem die Verlautbarungen des Robert Koch-Instituts.
Mainz, im Juni 1999


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Stand: 6/99

© bei Dr. Goldinger, Mainz, 1999-bis dato