»Bernkastel, Traben-Trarbach, Bulley, ... dann aber setzten wir uns in einen seriösen Zug und fuhren nach Kolbenz. (Diese Aussprache wurde adoptiert, falls Jakopp ein künstliches Gebiß hätte: es spricht sich leichter aus.) [...]

Wir gingen auf der breiten, baumbestandenen Allee; [...] dann standen da keine Bäume mehr, ein freier Platz, ich sah hoch ... und fiel beinah um.

Da stand - Tschingbumm! - ein riesiges Denkmal Kaiser Wilhelms des Ersten: ein Faustschlag aus Stein. Zunächst blieb einem der Atem weg.

Sah man näher hin, so entdeckte man, daß es ein herrliches, ein wilhelminisches, ein künstlerisches Kunstwerk war. Das Ding sah aus wie ein gigantischer Tortenaufsatz und repräsentierte jenes Deutschland, das am Kriege schuld gewesen ist - nun wollen wir sie dreschen!«

(Kurt Tucholsky: Denkmal am Deutschen Eck, 1930)


Anmerkung: Dieses wilhelminische Kunstwerk wurde im zweiten Weltkrieg zerstört. Der leere Sockel wurde vom ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss zum Mahnmal der deutschen Einheit bestimmt. Nach deren Vollendung 1990 hatten die Kolbenzer nichts Eiligeres zu tun, als den Kartätschenprinzen wieder auf den Sockel zu stellen. Tschingbumm!