2a. Kryptographische Basistechniken

Mathematisches Modell der Chiffrierung


Kryptographie beschäftigt sich mit der Transformation von Zeichenketten. Hier wird mathematisch formuliert, was damit gemeint ist. Die folgenden Abschnitte sind (mit wenigen Ausnahmen) auch ohne diesen mathematischen Formalismus verständlich. Es sei aber darauf hingewiesen, dass Kryptologie eine mathematische Wissenschaft ist und man ohne mathematische Formulierungen nicht weit kommt.

Alphabete und Texte

Sei S eine endliche Menge; wir nennen sie Alphabet.

Beispiele:

Das Alphabet S wird oft mit einer Gruppenstruktur versehen, z. B.


Definition

Sei S ein Alphabet, S* die Menge aller endlichen Folgen aus S (wir nennen solche Folgen »Texte«).

Eine Verschlüsselungsfunktion über S ist eine injektive Abbildung  f: S* ® S*.

Urbild = »Klartext«, Bild = »Geheimtext«

Sei K eine Menge (wir nennen ihre Elemente »Schlüssel«).

Eine Chiffre (oder Verschlüsselungssystem) über S mit Schlüsselraum K ist eine Familie F = (fk)kÎK von Verschlüsselungsfunktionen über S.

Schlüssel sind also Parameter, die die konkrete Auswahl einer Verschlüsselungsfunktion aus einer Familie beschreiben.

Sei F eine Chiffre, F~ = {fk | k Î K} Í Abb(S*,S*) die zugehörige Menge von (verschiedenen) Verschlüsselungsfunktionen. Dann heißt

2log(K)
die Schlüssellänge
d(F)  : =  2log(F~)
die effektive Schlüssellänge der Chiffre F.

[Beispiele folgen.]


Bemerkungen

  1. Die Definition einer Verschlüsselungsfunktion ist nicht die allgemeinste sinnvolle. Man kann auch nicht-injektive Funktionen betrachten, ebenso Relationen, die keine (eindeutigen) Funktionen oder nicht auf ganz S* definiert sind. Die erste und dritte Verallgemeinerung spielen in dieser Vorlesung keine Rolle; die zweite (Nichteindeutigkeit) wird am besten als probabilistische Chiffrierung modelliert.
  2. Nicht alle fk, k Î K, müssen verschieden sein; daher ist im allgemeinen #F~ £ #F
  3. . Allerdings kann, wenn K unendlich ist, auch d(F) unendlich sein.
  4. Strukturierte Klartexte: Oft sind die zu verschlüsselnden Texte nicht allgemeine Zeichenkette, sondern entstammen einer Teilmenge M Í S*, also einer Sprache über dem Alphabet S. Man nennt M dann den »Klartextraum« und die Elemente von M »sinnvolle Texte« oder »Klartexte« (englisch: plain texts). Üblicherweise werden allerdings, auch wenn nur Texte aus M verschlüsselt werden sollen, Verschlüsselungsfunktionen auf ganz S* definiert.
  5. Die Struktur der Klartexte ist ein wichtiger Ansatzpunkt für kryptoanalytische Attacken -


Vorlesung Datenschutz und Datensicherheit
Autor: Klaus Pommerening, 25. Oktober 1999; letzte Äderung: 18. Mai 2004.
E-Mail an
Pommerening »AT« imbei.uni-mainz.de.