2b. Kryptographische Protokolle

Zertifikate


Wozu Zertifikate?

Bei den drei grundlegenden Anwendungen muss sicher sein, dass öffentliche Schlüssel echt sind:

(Achtung: der Mann in der Mitte!)

Kein Problem bei persönlichem Schlüsselaustausch! [Aber dieser ist nur in kleinem Rahmen realistisch.]

Ein kleiner Rahmen ist z. B.

Allgemeingültige Lösung: Zertifikate. Diese lösen das Authentizitätsproblem für öffentliche Schlüssel auch im großen Rahmen, z. B.


Was sind Zertifikate?

Ein Zertifikat bindet einen öffentlichen Schlüssel an Attribute (z. B. Namen des Besitzers), indem eine anerkannte Zentralstelle (»Notar«) das »Dokument«, das aus dem Paar (Attribute, öffentlicher Schlüssel) besteht, digital signiert.

Dieses signierte Dokument ist das Zertifikat.

Gebräuchliche Bezeichnungen der Zentralstelle:

[Bildung eines Zertifikats]

Die Rolle eines Zertifikats

Der private Schlüssel ist eine elektronische Identität (»ich«),

der öffentliche Schlüssel die öffentliche Manifestation davon (»mein Ausweis«).

Ein Zertifikat ist eine Echtheitsbescheinigung dieser Identität (»Stempel auf dem Ausweis«).

Der öffentliche Schlüssel - mit Zertifikat versehen - benötigt keinen weiteren Schutz. Er ist sogar vertrauenswürdig, wenn er vom Besitzer selbst vorgelegt wird (als »Ausweis«).

Wer meinen geheimen Schlüssel hat, kann

Wer dagegen mein Zertifikat hat, kann gar nichts an meiner Stelle tun; er kann nur die Echtheit meines öffentlichen Schlüssels überprüfen.


Zum Vergleich: »Echte« Ausweise

Beispiel Personalausweis

Bescheinigt wird die Zusammengehörigkeit von

Das Zertifikat besteht aus den technischen Details des Ausweises (»Fälschungssicherheit«) und dem Siegel der ausstellenden Behörde.

Beispiel EC-Karte

Bescheinigt wird die Zusammengehörigkeit von


Ansätze zur Zertifizierung

Private Lösung, geeignet für vertrauliche Kommunikation in überschaubarem Bekanntenkreis:

Zentrale Lösung, geeignet für organisatorische Inseln:

Dezentrale Lösung, geeignet für weltweite offene Kommunikation:


Das öffentliche Schlüsselverzeichnis

[Schlüsselverzeichnis]

Durch Signatur des »Notars« [= Zertifizierungsstelle] wird das Verzeichnis manipulationssicher.


Hierarchische Zertifizierungstruktur für öffentliche Schlüssel

[Zertifizierungsbaum]

Beispiel (fiktiv): Student Stefan Maier kommt nach einem Gastsemester aus den USA nach Mainz zurück und legt einen elektronischen Übungsschein in Invariantentheorie vor, unterschrieben von Prof. Frank Grosshans (= A). Der Schlüssel von Frank Grosshans liegt in einem öffentlichen Verzeichnis (auf dem Schlüsselserver der University of West Chester, Pennsylvania), zertifiziert vom Dekan der Mathematischen Fakultät, dessen Schlüssel (ebenda zu finden) ist vom Rektor der University of West Chester zertifiziert und dessen Schlüssel vom US Ministry of Education. [Dessen Schlüssel wiederum von der obersten US-Zertifizierungsbehörde, aber das brauchen wir hier nicht.] Der oberste rheinland-pfälzische Zertifizierungs-Notar [zertifiziert vom obersten deutschen Bundesnotar, aber auch das brauchen wir nicht] hat den Schlüssel des US Ministry of Education querzertifiziert, und da dieser im Zertifizierungsbaum über dem Studentensekretariat (= B) des Fachbereichs Mathematik in Mainz steht und sein Schlüssel somit diesem zuverlässig bekannt ist, kann das Studentensekretariat den Übungsschein akzeptieren.


Was leisten Zertifikate?

Ein Zertifikat sichert nicht

Es sagt nur,

Zertifizierte öffentliche Schlüssel sind frei beweglich. Insbesondere benötigen Zertifikate keinerlei Schutz oder Geheimhaltung.


Autor: Klaus Pommerening, 31. März 1999; letzte Änderung: 26. August 2007.
E-Mail an
Pommerening »AT« imbei.uni-mainz.de.