Pokalspiel[1] 21. Mai 1939: FC Singen gegen Freiburger FC 4:2 (3:1)

Bericht aus der ***-Zeitung Freiburg. Gedruckt in Fraktur. Die im Original verwendete Hervorhebung durch S p e r r d r u c k wird hier durch Kursivschrift wiedergegeben.


Pokalsensation in Singen

FFC. verlor am Hohentwiel gegen den spielstarken FC. 04 Singen 2:4

(Eigener Bericht unseres nach Singen entsandten Mitarbeiters)

Für den ersten Pokalkampf in der zweiten Hauptrunde wußte man, daß die Leute vom FC. 04 Singen nach einer kurzen Krisis zu Beginn der Spielzeit 1938/39 wieder zu jener schlagkräftigen Einheit geworden sind, die man von Singen seit vielen Jahren gewohnt ist. Das ehrenvolle 3:4 vor wenigen Wochen gegen die Viennaelf aus Wien, ferner der Pokalsieg gegen den FC. 1900 Konstanz waren doch zahlenmäßige Belege der guten Form der gestrigen Gastgeber des FFC.

Leider konnte wegen das andauernden Bindfadenregens der Kampf auf dem Waldecksportplatz nicht zu dem großen Fußballereignis des ganzen Seekreises werden. Durch die verheerenden Bodenverhältnisse konnte sich nie ein Spiel entwickeln, das selbst verwöhntesten Ansprüchen hätte genügen können. Dann waren auch nur gegen 1200 Zuschauer erschienen, die dann allerdings lebhaft ihre Mannschaft anfeuerten. Erfreulich war die im großen und ganzen faire Spielweise beider Mannschaften, was besonders schon wegen des rutschigen Bodens hervorgehoben werden muß. Das Spiel wurde von Schiedsrichter Kühn-Lauf geleitet. Die Mannschaften bestritten den wichtigen Kampf in folgender Aufstellung:

FC. 04 Singen: Lutz; Haberkorn, Berger; Willauer, Saxenhammer, Karwatzky; Rehm, Geiselhart, Benz, Wehrle, Probst.
Freiburger FC.: Seminati; Flöhl, Keller; Büchner, Lehmann, Reich; Bauer, Möller (IR. 75)[2], Beha, Scherer (IR. 75), Schäfer (AR.77).

Der Spielverlauf

Der FFC. ließ sich überrumpeln in der ersten Halbzeit.

Die erste, aber auch gleich ganz große Erfolgsmöglichkeit hätte ein bombiger Strafstoß[3] von Büchner bringen können, hart am Pfosten vorbei ging aber der Ball ins Aus. Gefährlich wurde der erste Eckball Singens, aber nach erfolgreicher Abwehr zog Bauer mit einer Steilvorlage der Linie entlang. Daraus wurde aber auch in diesem Fall nichts, weil der mitgelaufene Beha den Ball vor dem Torhüter Lutz nicht mehr erreichen konnte. In der achten Minute fiel aber dann doch der erste FFC.=Treffer, den Bauer auf Vorlage von Büchner mit wunderbarem Direktschuß erzielte. Da bis dahin der FFC. im allgemeinen befriedigen konnte, hatte man auch wegen des Ausgangs keine Bedenken.

Plötzlich kam aber der unerwartete Umschwung.

Flöhl konnte einmal in höchster Not retten, dann verschoß auf der Gegenseite Scherer einen Kopfball Schäfers vier Meter vor dem Tor. Eine nie wiederkehrende Gelegenheit ließ dann Bauer aus, der von rechts das leere Tor nicht finden konnte. Aber auch der FFC. hatte gleich darauf großes Glück, daß der freistehende Stürmer keinen scharfen Schuß anbringen konnte. Seminati klärte kurz darauf einen scharfen Schuß meisterhaft.Überraschend kamen dann die Gastgeber durch ihren Halbrechten Geiselhart zum vielbejubelten Ausgleich. Doch damit war der Torhunger Singens noch nicht gestillt. Einen Abwehrfehler nützte Benz geistesgegenwärtig zum Führungstreffer aus. Fünf Minuten später verwandelte Haberkorn einen Händestrafstoß aus 25 Meter unhaltbar zum 3:1-Stand. Bis zur Pause hatte dann der FFC. noch zwei klare Torgelegenheiten, aber Lutz im Tor Singens verhinderte diese durch entschlossenes Handeln.

Gleich nach der Pause mußte Seminati wieder eingreifen, um einen weiteren Treffer zu verhindern. Auch sein Gegenüber, Lutz, stand aufmerksam auf dem Posten, indem er Schäfer, der durchgebrochen war, den Ball vom Fuß wegnahm. Das Spiel blieb nach wie vor sehr schnell. Langsam, aber doch deutlich erkennbar kamen die Rotjacken auf.

Aber auch jetzt wurde immer noch der gleiche Fehler begangen, daß man den Ball immer wieder flach weiterzuspielen versuchte.

Singen leitete seine Angriffe wesentlich erfolgversprechender ein. Und Mitte der zweiten Halbzeit fiel dann auch im Anschluß an einen Eckball der vierte und auch gleichzeitig entscheidende Treffer. Unter diesen Umständen konnte ein 1:4=Rückstand unmöglich mehr aufgeholt werden. 18 Minuten vor Schluß konnte dann doch Schäfer endlich den Rückstand verringern, indem er Bauers scharfe Flanke unhaltbar einköüfte.


[1] Im Tschammer-Pokal, wie der Vorgänger des DFB-Pokals damals hieß
[2] Unklar, was diese Abkürzungen bedeuten
[3] Entspricht dem heutigen Freistoß

Autor: Klaus Pommerening, 13. Februar 2022; letzte Änderung: 13. Februar 2022.