FC Singen: II. Liga Süd

II. Liga Süd, Saison 1962/63

Die letzte Zweitliga-Saison des FC Singen – gleichzeitig die letzte Saison der II. Liga Süd überhaupt – war von Anfang an überschattet von der Ungewissheit, wie viele Mannschaften in die neue Regionalliga übernommen werden würden und wer das schaffen könnte. Zu Saisonbeginn stand zunächst die Zahl 5 im Raum, d. h., nur absolute Spitzenteams würden es packen.

»Man zeigt beim FC Singen einen gewissen Optimismus« [Südkurier, 8. August 1962]

Der Anspruch des FC Singen, zu diesem erlesenen Kreis zu gehören, zerbröselte schon gleich zu Saisonbeginn: Nach 4 Spielen trug der FC Singen die »rote Laterne«, die er bis zum 10. Spieltag verteidigte. Danach ging es zwar aufwärts bis Platz 10, aber das war nur ein Strohfeuer – es half für die Motivation auch nichts mehr, dass die Zahl der Qualifikationsplätze für die Regionalliga im Frühjahr 1963 auf 8 erhöht wurde; schließlich durften sogar 9 Zweitligisten in die Regionalliga, da die Amateure des VfB Stuttgart als süddeutscher Amateurmeister nicht aufstiegsberechtigt waren. Immerhin teilten so renommierte Vereine wie SV Darmstadt 98, Jahn Regensburg und Viktoria Aschaffenburg das Schicksal des FC Singen.

»Schwächer kann Singen nicht mehr spielen« [Südkurier, 4. März 1963]
»Singens Vier-Mann-Sturm taugte nichts« [Südkurier, 11. März 1963]
»FC Singen auf dem Null-Punkt« [Südkurier, 6. April 1963]
»FC Singen resigniert und zerfällt« [Südkurier, 22. April 1963]

Natürlich verbesserten solche negativen Schlagzeilen und Presseberichte auch nicht die Moral der Mannschaft. Und die Zuschauerzahlen im Hohentwiel-Stadion sanken gegen Saisonende unter 1000, obwohl die lezten drei Heimspiele sogar gewonnen wurden.

Gründe für die Schwäche des FC Singen waren:

Der Abgang der Leistungsträger Rumpff und Woldert konnte nicht wirklich kompensiert werden. Von den Neuerwerbungen Linkert, Schirrmacher und Gschneidinger setzte sich nur Linkert gut in Szene.
Eymelt konnte nicht mehr an seine Torjägerqualitäten aus der Hinrunde der Vorsaison anknüpfen, sondern machte da weiter, wo er in der Rückrunde aufgehört hatte: als eigensinniger und uneffektiver Spieler. Im Laufe der Rückrunde wurde er sogar aus disziplinarischen Gründen vereinsintern gesperrt.
Überhaupt waren die Sturmleistungen nicht zweitligareif, der FC Singen schoss die wenigsten Tore der gesamten Liga (41).
Abgang oder Verletzung einiger Spieler:
- Torwart Lange war während der gesamten Saison verletzt – das wurde allerdings durch die hervorragenden Leistungen des Nachwuchstorwarts Görigk mehr als ausgeglichen. Görigk wurde immer wieder als der beste Spieler des FC Singen bezeichnet. Allerdings war die Situation bei den Ersatztorhütern prekär, so dass sogar Schneck einmal als Torwart auflaufen musste.
- Kothmann wurde im Oktober zum Wehrdienst eingezogen.
- Gschneidinger beendete im November seine Karriere aus privaten Gründen (er musste nach dem plötzlichen Tod seiner Mutter das elterliche Geschäft in Regensburg übernehmen).
- Die reamateurisierten Spieler Helmut Fecher und Herbert Schmidt wechselten zum ESV Singen bzw. zum SC Südstern Singen.
Wegen der Ausdünnung des Kaders musste im November sogar die Reservemannschaft vom Spielbetrieb der II. Amateurliga abgemeldet werden.

Erfreulich in dieser Katastrophen-Saison waren immerhin die hervorragende Leistung des Nachwuchs-Torwarts Görigk – auch wenn sie dazu führte, dass er für die nächste Saison vom Regionalligisten SSV Reutlingen abgeworben wurde – sowie das Auftreten des jungen Amateurs Walter Denzel, der ab dem 23. Spieltag als rechter Läufer eingesetzt wurde und sich direkt als Stammspieler für den Rest der Saison etablierte.

Abschlusstabelle der II. Liga

1.	FSV Frankfurt (A)	34	19	7	8	63:46	45-23	→ Regionalliga
2.	ESV Ingolstadt (N)	34	15	11	8	70:42	41-27	→ Regionalliga
3.	SV Waldhof Mannheim	34	18	5	11	67:46	41-27	→ Regionalliga
4.	1.FC Pforzheim	34	17	6	11	70:47	40-28	→ Regionalliga
5.	Freiburger FC	34	15	9	10	68:38	39-29	→ Regionalliga
6.	Stuttgarter Kickers	34	17	4	13	61:47	38-30	→ Regionalliga
7.	Amicitia Viernheim	34	16	6	12	70:56	38-30	→ Regionalliga
8.	SpVgg Neu-Isenburg	34	16	4	14	73:73	36-32	→ Regionalliga
9.	Borussia Fulda	34	15	6	13	53:54	36-32	→ Regionalliga
10.	Darmstadt 98 (N)	34	15	5	14	46:50	35-33	→ Rückstufung in die I. Amateurliga
11.	VfB Helmbrechts	34	15	4	15	58:64	34-34	→ Rückstufung in die I. Amateurliga
12.	VfL Neustadt	34	11	8	15	51:56	30-38	→ Rückstufung in die I. Amateurliga
13.	Jahn Regensburg	34	10	10	14	44:72	30-38	→ Rückstufung in die I. Amateurliga
14.	1.FC Haßfurt	34	12	5	17	70:86	29-39	→ Rückstufung in die I. Amateurliga
15.	Viktoria Aschaffenburg	34	11	6	17	62:62	28-40	→ Rückstufung in die I. Amateurliga
16.	FC Singen 04	34	9	10	15	41:62	28-40	→ Rückstufung in die I. Amateurliga
17.	FC Hanau 93	34	6	11	17	51:79	23-45	→ Rückstufung in die I. Amateurliga
18.	VfR Heilbronn (N)	34	8	5	21	49:87	21-47	→ Rückstufung in die I. Amateurliga

Platzierungen des FC Singen im Saison-Verlauf

Rot:	Trennlinie zwischen Regionalliga und Amateurliga

Mannschaftsstatistik des FC Singen

Spieler	Position	Einsätze	Tore
Brauch	11	1	0
Denzel	4	12	0
Eymelt	7, 8, 9, 10	19	6
Görigk	1	33	–
Grammel	7, 8, 9	27	12
Gschneidinger [1]	7	6	0
Haberkern	11	4	0
Janko	5	31	0
Knobelspies	5	0	0
Kothmann [2]	8, 11	2	0
Knobloch	6, 8, 9, 10, 11	32	5
Lange [3]	1	0	–
Linkert	4, 6, 8, 10	33	1
Maronn	8	2	0
Marquardt	3	32	0
Martin	4, 6, 7, 8, 11	28	4
Pfeifle	2, 3, 4, 6	26	1
Rech	6	1	0
Schirrmacher	7, 11	21	5
Schmidt	8	1	1
Schneck	1 (!), 2, 5, 7	30	3
Strittmatter	5, 6, 8, 9, 10	33	3

[1] Karriereende im November aus beruflichen Gründen
[2] im Oktober zum Wehrdienst eingezogen
[3] Wegen Verletzung die ganze Saison nicht einsatzfähig

Spiele des FC Singen, Hinrunde

Spiele des FC Singen, Rückrunde

Pokalspiele (mit dem saisonübergreifenden Graf-Douglas-Cup)

Freundschaftsspiele

Autor: Klaus Pommerening, 30. Dezember 2019; letzte Änderung: 13. Februar 2022.