Unvergessene FC-Helden: Hennes Strittmatter

Die prägende Gestalt des FC Singen war von 1956 bis 1965 Hennes Strittmatter (24.11.1928–22.1.2014), ein exzellenter Fußballer, sicherlich in der Leistung mit den anderen Singener Stars Boller, Krüger, Zannin und Joachimski auf Augenhöhe. Mit seinem Andenken untrennbar verbunden ist die deutsche Amateurmeisterschaft 1959, und für seine Verdienste um den FC Singen wurde er später zum Ehrenspielführer ernannt.

Strittmatter kam als 20-jähriger Nachwuchsspieler aus Waldshut und begann seine Karriere beim FC Singen in der Zonenliga-Saison 1949/50. Dort wurde er mit 25 Toren gleich Torschützenkönig. Danach wechselte er zum Erstliga-Konkurrenten Schwaben Augsburg (1950–52, 13 Tore bei 36 Einsätzen) und danach zum Karlsruher SC (der damals noch VfB Mühlburg hieß). Hier kam er in den drei Jahren 1952–55 zu 84 Liga-Einsätzen und 40 Toren. Höhepunkt dieser Zeit war der Gewinn des DFB-Pokals im Sommer 1955 durch ein 3:2 gegen Schalke 04. Danach spielte er noch ein Jahr für den FSV Frankfurt in der I. Liga (27 Einsätze, 9 Tore), bevor er zum FC Singen zurückkehrte und dort ab der Saison 1956/57 Boller ersetzte.

Sein Wiedereinstieg beim FC Singen war mit großen Erwartungen verbunden, schließlich hatte der Verein immer noch den Wiederaufstieg in die I. Liga im Visier. Statt dessen begann aber ein schleichender Niedergang. Die finanzielle Situation wurde immer prekärer und die Stimmung in der Mannschaft immer angespannter. Obwohl der FC Singen in dieser Saison noch oben mitmischte, knirschte es in der Mannschaft immer mehr. Bei einigen bewährten Spielern griff Lustlosigkeit und auch mangelnde Kondition um sich. In der Rückrunde brach die Mannschaft immer mehr auseinander. Mantel beendete Ende Februar seine Karriere. Schroff, Kunkelmann und Krüger wurden immer öfter nur in der Reservemannschaft eingesetzt. Es gab Abwanderungsgerüchte, und nach der Saison wanderten Zannin, Kunkelmann und Krüger ab. In der folgenden Saison trudelte die Mannschaft in Disharmonie dann dem Abstieg entgegen. Der Südkurier schrieb:

Aufmerksame Beobachter hatten eigentlich die ganze Saison über das Gefühl, dass diese FC-Elf aus zwei Mannschaften bestand, aus der »Strittmatter-Knobloch-Säger-Elf« und aus dem »Lehr-Anetzmann-Wenzler-Team«.

Strittmatters unbedingter Leistungsanspruch führte zu Konflikten mit einigen anderen Stars und demotivierte manche Nachwuchsspieler eher, als sie aufzubauen. Nun, es folgte die Amateurliga-Saison mit einem überragenden Strittmatter, der deutschen Amateurmeisterschaft als Krönung und dem Wiederaufstieg in die II. Liga. Ein Highlight war sicher im entscheidenden Spiel in Konstanz Strittmatters Freistoßbombe aus fast 30 Metern genau in den Winkel – so etwas würde heute Tor des Monats.

Nach dem Wiederaufstieg in die II. Liga zog sich Strittmatter mehr und mehr ins defensive Mittelfeld zurück, schoss dadurch weniger Tore, war aber der überragende Spielgestalter.

Am Ende der Saison 1962/63 wurde die Bundesliga eingeführt. Der Rest der I. Liga mit der oberen Hälfte der II. Liga wurde zur Regionalliga geformt. Die untere Hälfte der II. Liga, wozu auch der FC Singen gehörte, wurde in die jeweilige I. Amateurliga zurückversetzt. Im Falle des FC Singen war das die Schwarzwald-Bodensee-Liga. Strittmatter übernahm das Training als Spielertrainer und konnte den FC in der ersten Saison beinahe in die Regionalliga führen. In der zweiten Saison 1964/65 entging der FC dann nur haarscharf dem Abstieg in die II. Amateurliga. Danach beendete Hennes Strittmatter seine Spielerkarriere endgültig. Als Trainer betreute er den FC Singen nochmal von 1974 bis 1976 in der I. Amateurliga Südbaden, konnte aber den Absturz in die II. Amateurliga nicht verhindern.

In seiner Zeit als Amateur beim FC Singen (1958/59 und 1963-65) wurde Strittmatter auch stets in die südbadische Amateur-Auswahl berufen. 1964 führte er diese ins Endspiel um den Länderpokal in Köln, das allerdings von der Mittelrhein-Auswahl gewonnen wurde. (Vom FC Singen wirkten dabei außerdem noch Fritz Weber und Willi Marquardt mit.)


Autor: Klaus Pommerening, 24. Oktober 2020; letzte Änderung: 2. März 2022.