Ernst Willimowski: Ein Weltstar spielt beim FC Singen

Ernst Willimowski war der berühmteste Fußballer, der je für den FC Singen spielte.

Willimowski wurde 1916 im oberschlesischen Kattowitz geboren. Das gehörte damals zum deutschen Kaiserreich, zwischen den Weltkriegen von 1920 bis 1939 zu Polen, wurde 1939 wieder von Deutschland annektiert und ist seit 1945 polnisch. Diese wechselnde Staatsangehörigkeit prägte auch die Karriere von Willimowski, der sowohl polnischer als auch deutscher Nationalspieler war.

Zum Weltstar wurde er bei der WM 1938 in Frankreich. Im Achtelfinale – das damals als KO-Runde ausgetragen wurde – schoss er für Polen gegen Brasilien vier Tore. Brasilien gewann nach Verlängerung 6:5, das Spiel gilt als einer der Höhepunkte der WM-Geschichte. Auch für Deutschland schoss er vier Tore in einem Spiel, 1942 beim 4:1 gegen die Schweiz. Seine Torquote für Deutschland, 13 Tore in 8 Spielen, übertrifft alle späteren Torjäger bei weitem. Während des Krieges spielte er unter anderem bei 1860 München und schoss die »Löwen« 1942 zu ihrem bisher einzigen deutschen Pokalsieg, das Endspiel gegen Schalke endete 2:0.

Nach dem Krieg fiel er beim Bundestrainer Sepp Herberger wegen verschiedener Disziplinprobleme, wohl hauptsächlich alkoholbedingt, in Ungnade. Nach mehreren Vereinswechseln wurde er für die Erstliga-Saison 1950/51 vom FC Singen verpflichtet. Man munkelte damals, dass an den Spielergebnissen abzulesen war, wieviel Willimowski vorher getrunken hatte. Immerhin gelangen ihm bei 30 Einsätzen 16 Tore, darunter zwei in München beim 3:3 gegen die Sechziger und alle vier beim 4:1 gegen den VfR Mannheim, den deutschen Meister von 1949. Er konnte den FC Singen allerdings nicht vor dem Abstieg in die zweite Liga bewahren. Danach wechselte er in die erste Liga Südwest zum VfR Kaiserslautern, für den er 1951–55 in 90 Ligaspielen noch 70 Tore schoss.

Ernst Willimowski starb 1997. Fritz Walter hatte ihn einst als den größten aller Torjäger bezeichnet: »Er erzielte mehr Tore, als er Chancen hatte.«


Autor: Klaus Pommerening, 24. Oktober 2020; letzte Änderung: 24. Oktober 2020.