Wilhelm Busch: Die Kneipe des Vereins Jung-München


Liebeslust und Herzeleid Wilhelms von Osterkappeln in drei Herzensergießungen

Träumerisch=süßer Abendschatten,
Rührungsvoll begrüß' ich dich,
Ruhe bringst du allen Matten,
Bringst du Ruhe auch für mich?

Alle Pinsel sind gewaschen,
Still befriedigt möcht' ich nun,
Heimlich klimpernd in den Taschen,
Von des Tages Arbeit ruhn.

Fünfe schlug bereits die Glocke,
Und ich bürste Rock und Schopf.
Greife nun zu meinem Stocke
Mit dem schönen Hundekopf.

Zwar sind seine Augen trübe
(Wer es tat, ich weiß es wohl),
Doch nun ist er meiner Liebe
Still geheiligtes Symbol.

Ja, ich fühle süßes Sehnen,
Und es zieht mich Herz und Sinn
Zu Helenen, jener schönen
Kleinen Kaffeekellnerin.

Ach, Helene beugt sich nieder
Mit der Kanne minniglich!
Und ich fasse sie ums Mieder,
Und mir wird ganz wunderlich.

Halb verliebt und halb verlegen
Muß ich ihr ins Auge sehn,
Und es will sich etwas regen -
Doch nun muß sie weitergehn.

Am andern Tisch sah ich sie plaudern -
Nein, nein! Ich kann mich nicht bezwingen,
Ich rufe ihren süßen Namen
Und lasse mir die Zeitung bringen.

Sie kommt! Welch seliges Behagen,
Die weiße Wange zu betatscheln,
Den kleinen, himmlisch runden Hintern
Behaglich schmunzelnd ihr zu patscheln!

Sie geht! Doch nein! Ich möchte zahlen!
Und jetzt - mit süß=verruchten Händen
Kneif' ich sie heimlich in die Waden,
Ach Gott! Auch gar wohl in die Lenden.

Und alles das für einen Sechser!
Nur eines will mir nicht gefallen,
Ich wäre gern der Hahn im Korbe,
Und sie, sie treibt es so mit allen!