Heinrich Heine: Nachgelesene Gedichte 1812 - 1827


An Franz v. Z.

Es zieht mich nach Nordland ein goldner Stern;
Ade, mein Bruder, denk mein in der Fern!
Bleib treu, bleib treu der Poesie;
Verlaß das süße Bräutchen nie.
Bewahr in der Brust wie einen Hort
Das liebe, schöne, deutsche Wort! -
Und kommst du mal nach dem Norderstrand,
So lausche nur am Norderstrand;
Und lausche, bis fern sich ein Klingen erhebt
Und über die feiernden Fluten schwebt.
Dann mags wohl sein, daß entgegen dir zieht
Des wohlbekannten Sängers Lied.
Dann greif auch du in dein Saitenspiel,
Und gib mir süßer Kunden viel:
Wies dir, mein trauter Sänger, ergeht,
Und wies meinen Lieben allen ergeht,
Und wies ergeht der schönen Maid,
Die so manches Jünglingsherz erfreut,
Und in manches gesendet viel Glut hinein,
Die blühende Rose am blühenden Rhein!
Und auch vom Vaterland Kunde gib:
Obs noch das Land der treuen Lieb,
Ob der alte Gott noch in Deutschland wohnt,
Und niemand mehr dem Bösen front.
Und wie dein süßes Lied erklingt
Und heitere Mären hinüber bringt,
Wohl über die Wogen zum fernen Strand,
So freut sich der Sänger im Norderland.