Mittag

Der Sommermittag lastet auf den weißen
Terrassen und den schlanken Marmortreppen ·
die Gitter und die goldnen Kuppeln gleißen ·
leis knirscht der Kies. Vom müden Garten schleppen

sich Rosendüfte her · wo längs der Hecken
der schlaffe Wind erschlief in roten Matten ·
und geisternd strahlen zwischen Laubverstecken
die Götterbilder über laue Schatten.

Die Efeulauben flimmern. Schwäne wiegen
und spiegeln sich in grundlos grünen Weihern ·
und große fremde Sonnenfalter fliegen
traumhaft und schillernd zwischen Düfteschleiern.

(Ernst Stadler (1883-1914): Dichtungen, Heinrich Ellermann Verlag, München 1954)