Vier Zeilen

Leb wohl, du süße kleine Fee!
Ach, eh ich dich nun wiederseh,
Wieviel Paar Handschuh sind verbraucht,
Und wieviel Eau de Cologne verraucht!

*

Und wenn ich von dir, du süße Gestalt,
In ewiger Ferne bliebe,
Du bliebest mir nah, wie im Busen das Herz,
Wie im Herzen die klopfende Liebe!

*

Jetzt steht du und spielst mit dem Herzchen am Hals,
Rücksinnend vergangene Tage;
Aufleuchtend über dein Antlitz geht
Eine heimlich lächelnde Frage.

*

Entsündige mich! Ich bin voll Schuld,
Doch du bist rein, wie Engel sind;
Zu deinen Füßen sink ich hin,
Du lieblich jungfräuliches Kind!

*

Wer die Liebste sein verloren
Und die Liebe nicht zugleich,
Sucht umsonst an allen Toren
Sein verschwundnes Himmelreich.

*

Wolken am hohen Himmel,
Im Herzen ein tiefer Gram!
Die Sonne ist gegangen,
Noch eh der Abend kam.

*

Und wie du meine Lieder
In diesem Buch sollst finden?
Folg nur dem roten Faden,
Der wird sie dir verkünden.

*

Und so laßt von dieser Stund
Denn das alte Lieben,
lst euch Herz und Hand und Mund
Übrig doch geblieben!

*

Die Judith konntest du so prächtig
Um ihre alte Keuschheit prellen,
Und wußtest mit der Genoveva
So platterdings nichts aufzustellen.

Theodor Storm: Gedichte