Jules Verne

Die Jangada, zweiter Teil


Dreizehntes Kapitel

Worin von Chiffren und Ziffern die Rede ist

Es war jetzt um sieben Uhr abends. Noch immer in seine Kopfzerbrechereien vertieft, hatte der Richter Jarriquez, ohne doch einen Schritt vorwärtsgekommen zu sein, zu essen, zu trinken und auszuruhen vergessen, als er an die Tür seines Zimmers klopfen hörte.

Wahrlich die höchste Zeit! Noch eine Stunde, und die ganze Gehirnsubstanz des hochweisen Beamten wäre unter der seinen Kopf jetzt durchglühenden Hitze elendiglich geschmolzen.

Als er mit mürrischer Stimme ein »Herein!« gerufen, erschien Manoel auf der Schwelle.

Der junge Arzt hatte seine, mit Versuchen zur Entzifferung des wichtigen Dokuments beschäftigten Freunde an Bord der Jangada zurückgelassen und sich davongeschlichen, um den Richter Jarriquez aufzusuchen. Es verlangte ihn zu erfahren, ob dieser in seinen Bemühungen erfolgreicher gewesen sei. So stellte er sich bei ihm mit der Frage ein, ob er endlich die Methode, nach der das Dokument abgefaßt war, ausgegrübelt habe. Der Beamte war nicht gerade bös darüber, Manoel zu sehen. Er befand sich eben in jenem Zustande nervöser Überreiztheit, den die Einsamkeit so leicht erzeugt. Er mußte jemanden haben, gegen den er sich aussprechen konnte, vorzüglich wenn der andere sein Interesse an der Lösung des schwierigen Rätsels teilte. Manoel war also ganz und gar sein Mann.

»Herr Richter«, begann Manoel im Eintreten, »eine Frage: Haben Sie mehr Erfolg gehabt als wir?«

»Setzen Sie sich zunächst nieder«, rief der Richter Jarriquez, der sich selbst erhob und durch das Zimmer hinschritt. »Setzen Sie sich, ich bitte! Befinden wir uns beide auf den Füßen, so wären Sie verleitet, nach der einen Seite zu gehen und ich vielleicht nach der anderen, dazu wäre der Raum zu klein.«

Manoel setzte sich und wiederholte seine Frage.

»Nein ... ich bin leider auch nicht glücklicher gewesen!« antwortete jetzt der Beamte. »Ich weiß noch nicht mehr als früher und kann Ihnen weiter keine Mitteilungen machen, als daß ich ganz im allgemeinen zu einer gewissen Ansicht gekommen bin.«

»Und diese wäre, Herr Richter? Sprechen Sie!«

»Daß das Dokument nicht auf konventionellen Zeichen basiert, sondern auf einer Chiffre, wie man in der Kryptologie zu sagen pflegt, oder, um es genauer auszudrücken, auf einer Zahl.«

»Nun, und ist es denn nicht stets möglich, eine Geheimschrift dieser Art zu lesen?«

»O ja«, erwiderte der Richter Jarriquez, »gewiß, wenn ein Buchstabe stets an Stelle eines bestimmten anderen gesetzt, wenn z. B. a immer durch ein p dargestellt ist, ein p durch ein x ... usw. Wenn das nicht der Fall ist, so spottet es jeder Mühe.«

»Und in unserem Dokument ...?«

»In dieser Schrift wechselt die Bedeutung jedes Buchstabens je nach der willkürlich angenommenen Chiffre. So wird etwa ein b, welches zuerst durch ein k dargestellt war, später ein z, weiterhin vielleicht ein m, ein n, ein f oder ein beliebiger anderer Buchstabe.«

»Und in diesem Falle ...?«

»In diesem Falle bedauere ich, Ihnen eröffnen zu müssen, daß das Kryptogramm gar nicht zu entziffern ist.«

»Nicht zu entziffern!« rief Manoel. »Nein, Herr Richter, wir müssen notwendig dazu gelangen, den Schlüssel zu diesem Dokument zu finden, von dem das Leben eines Ehrenmannes abhängt!«

Manoel hatte sich in plötzlicher Erregung erhoben; er konnte sich nicht mehr bemeistern. Die erhaltene Antwort erschien ihm so niederschmetternd, daß er sie nicht als die letzte ansehen mochte.

Auf einen Wink des Beamten setzte er sich noch einmal nieder und nahm das Gespräch mit ruhigerer Stimme wieder auf.

»Sagen Sie mir, Herr Richter, was veranlaßt Sie zu glauben, daß das Dokument nach einer unterlegten Chiffre, oder wie Sie sagten, nach einer Zahl abgefaßt ist?«

»Hören Sie mich an, junger Mann«, erwiderte der Richter, »und Sie werden bald selbst zu dieser Überzeugung kommen.«

Der Beamte ergriff das Dokument und hielt es Manoel vor Augen, um diesem das Nähere mitzuteilen.

»Ich begann meine Bearbeitung des Dokuments«, sagte er, »so wie es geschehen muß, d. h. logisch, und überließ nichts dem Zufalle, d. h. ich bemühte mich zunächst mit Unterlegung eines Alphabets, um aufgrund des mehr oder weniger häufigen Vorkommens der gewöhnlichen Buchstaben in unsrer Sprache das Dokument zu lesen, indem ich gänzlich den von unserem unsterblichen Analytiker Edgar Poe aufgestellten Regeln folgte ... Wodurch er jedoch zum Ziele gelangte, das schlug in meinem Falle fehl ...«

»Es mißglückte!« rief Manoel.

»Ja freilich, junger Mann, und ich hätte es sogar vorhersehen können, daß auf diese Weise nichts auszurichten war. In der Tat, ein Geübterer würde sich die vergebliche Mühe gespart haben.«

»Aber, mein Gott«, sagte Manoel, »ich begreife leider nicht recht ...«

»Nehmen Sie das Schriftstück zur Hand«, fiel ihm der Richter Jarriquez ins Wort, »achten Sie auf die Aneinanderreihung der Buchstaben und sehen Sie das Ganze noch einmal durch.«

Manoel tat, wie ihm geheißen.

»Finden Sie darin, das heißt in der Stellung gewisser Buchstaben, nichts Auffälliges?«

»Ich sehe nichts«, antwortete Manoel, nachdem er die Zeilen des Dokuments vielleicht zum hundertsten Male durchflogen hatte.

»Nun, beschränken Sie sich darauf, den letzten Absatz genau ins Auge zu fassen. Sie werden zugeben, daß sich darin aller Wahrscheinlichkeit nach eine Art Auszug der ganzen Niederschrift vorfinden dürfte. - Sehen Sie darin wirklich gar nichts Abnormes?«

»Nichts.«

»Und doch kommt darin etwas vor, was unzweifelhaft beweist, daß das Dokument nach einer untergelegten Zahl abgefaßt ist.«

»Das wäre?« fragt Manoel.

»Das ist, oder vielmehr das sind drei h, welche wir an zwei verschiedenen Stellen direkt nebeneinander stehend finden!«

Was hier der Richter Jarriquez erwähnte, mußte in der Tat die Aufmerksamkeit eines scharfen Beobachters erregen. Einerseits bestanden der zweihundertvierte, zweihundertfünfte und zweihundertsechste Buchstabe des Absatzes, andererseits der zweihundertachtundfünfzigste, zweihundertneunundfünfzigste und zweihundertsechzigste Buchstabe aus direkt aufeinanderfolgenden h. Diese Eigentümlichkeit war freilich vorher auch dem Beamten selbst nicht aufgefallen.

»Und das beweist ...?« sagte Manoel, ohne zu erraten, welchen Schluß er aus dieser Anhäufung von Lettern ziehen sollte.

»Das beweist ganz einfach, junger Mann, daß das Dokument auf einer Zahl basiert. Das beweist a priori, daß jeder Buchstabe, entsprechend den verschiedenen Ziffern dieser Zahl und je nach der Stelle, die sie einnehmen, verändert ist.«

»Warum aber?«

»Weil es überhaupt in keiner Sprache ein Wort gibt, in dem drei h nebeneinander vorkommen könnten.«

Manoel stutzte über dieses Argument, dachte über die Worte nach, fand aber nichts darauf zu erwidern.

»Und wenn ich das gleich anfangs bemerkt hätte«, fuhr der Beamte fort, »so würde ich mir viel Quälerei und die Vorzeichen einer Migräne erspart haben, die sich schon von meiner Stirn bis zum Hinterhaupte ausbreitet.«

»Aber sagen Sie mir, Herr Richter«, fragte Manoel, der die letzte Hoffnung, an welche er sich noch klammerte, verschwinden sah, »was verstehen Sie hier unter einer Chiffre?«

»Sagen wir unter einer Zahl.«

»Also einer Zahl, wie es Ihnen beliebt.«

»O, das wird Ihnen ein einziges Beispiel klarer machen, als jede theoretische Darlegung.«

Der Richter Jarriquez ließ sich an dem Schreibtische nieder, ergriff ein Stück Papier, einen Bleistift und sagte:

»Herr Manoel, nehmen wir einen ganz beliebigen Satz an, den ersten, der uns in den Sinn kommt, z. B.: Der Richter Jarriquez ist ein sehr scharfsinniger Kopf.

Ich schreibe diesen Satz nieder, lasse zwischen jedem Buchstaben ein wenig Raum und erhalte so folgende Zeile:

  D e r R i c h t e r J a r r i q u e z i s t e i n s e h r
  s c h a r f s i n n i g e r K o p f

Nachdem er damit fertig - in den Augen des Beamten schien das ein Axiom zu sein, an welchem überhaupt niemand zu zweifeln wagen durfte -, sah er Manoel scharf an und sagte:

»Denken wir uns jetzt eine uns ganz zufällig in den Sinn kommende Zahl, um die natürliche Folge dieser Buchstaben kryptologisch umzugestalten. Nehmen wir z. B. an, diese Zahl bestehe aus drei Ziffern und diese seien 4, 2, 3, ich setze genannte Zahl vierhundertdreiundzwanzig unter jene Linie und wiederhole sie so oft, als es bis zum Ende des Satzes nötig ist, so daß unter jeden Buchstaben eine Ziffer zu stehen kommt. Das ergäbe folgendes:

  D e r R i c h t e r J a r r i q u e z i s t e i n s e h r
  4 2 3 4 2 3 4 2 3 4 2 3 4 2 3 4 2 3 4 2 3 4 2 3 4 2 3 4 2
  s c h a r f s i n n i g e r K o p f
  3 4 2 3 4 2 3 4 2 3 4 2 3 4 2 3 4 2

»Setzen wir nun anstelle jedes Buchstaben den anderen, der sich, im Alphabet weiter gerechnet, durch die untergeschriebene Ziffer ergibt, so erhalten wir folgendes:

      d und 4 gleich h
      e  -  2   =    g
      r  -  3   =    u
      r  -  4   =    v
      i  -  2   =    k
      c  -  3   =    f
      h  -  4   =    l
      t  -  2   =    v
      e  -  3   =    h
      r  -  4   =    v

usw.

Wenn ich infolge des Wertes einer Ziffer und der angenommenen Zahl bis zum Ende des Alphabets komme, ohne den vorgeschriebenen zweiten, dritten oder vierten Buchstaben zu erreichen, so gehe ich auf den Anfang desselben zurück. Das kommt z. B. bei dem letzten Buchstaben meines eigenen Namens vor, mit dem z, unter dem eine vier steht. Da das Alphabet keine weiteren Buchstaben hat, zähle ich von dem z wieder von a an, und in diesem Falle tritt an die Stelle des z ein d.

Bin ich nun mit der Veränderung der Buchstaben nach meinem kryptographischen Schema, hier nach der, vergessen Sie nicht, ganz willkürlich gewählten Zahl 423, zu Ende, so habe ich für den Ihnen bekannten Satz folgendes Bild erhalten:

  Hgu vkflvhv ldvtluxhd kvy glr uhlt vgjdvhvmpqmihv mrth.

Nun, junger Mann, betrachten Sie diese Zeilen; sind sie denen des Dokuments nicht ungemein ähnlich? Was geht also daraus hervor? Das eine, daß jeder Buchstabe nach der zufällig unter demselben stehenden Ziffer verändert ist, daß also der kryptographische Buchstabe nicht immer denselben wirklichen Buchstaben vertritt, sondern eine wechselnde Bedeutung hat. So steht in unserem Satze anstelle des ersten e ein g, das zweite aber ist durch ein h wiedergegeben; die beiden r in meinem Namen erscheinen als v und t. Das t in dem Worte Richter ist durch v, in dem Worte ist durch ein y dargestellt, das i erscheint als k, l und m usw. Sie sehen also, daß es Ihnen ohne Kenntnis jener Zahl 423 absolut unmöglich wäre, diese Zeilen zu lesen, und daß folglich auch das Dokument, da uns dessen zugrunde gelegte Zahl unbekannt ist, unentziffert bleiben wird.«

Diese Darlegungen des Beamten machten Manoel zuerst verstummen; dennoch wollte er sich nicht ergeben.

»Nein, Herr Richter«, rief er, »ich gebe noch nicht alle Hoffnung auf, diese Zahl herauszufinden.«

»Es wäre das noch eher möglich, wenn die Linien des Dokuments wenigstens in Wörter abgeteilt wären.«

»Warum dann?«

»Ich will's Ihnen erklären, junger Mann. Auf jeden Fall ist doch anzunehmen, daß dieser letzte Absatz des Schriftstückes gewissermaßen eine Zusammenfassung des Inhalts der ihm vorausgehenden Zeilen enthalten dürfte und daß auch der Name Joam Dacosta darin vorkommen werde. Wären nun die Zeilen in Wörter abgeteilt, so könnte man wohl hoffen, durch Prüfung der einzelnen Wörter - ich habe vorzüglich dabei diejenigen mit sieben Buchstaben im Auge, da der Name Dacosta diese Zahl enthält - auf die Zahl zu kommen, welche den Schlüssel zu dem Ganzen bildet.«

»O, belehren Sie mich auch, wie zu diesem Ende zu verfahren ist, Herr Richter«, bat Manoel, dem hier ein letzter Hoffnungsschimmer zu leuchten schien.

»O, das ist an und für sich sehr einfach«, erwiderte der Richter Jarriquez. »Nehmen wir z. B. gleich meinen Namen und denken uns, es hätten unter J a r r usw. die Ziffern 4, 2, 3, 4, 2, 3 usw. gestanden. Das ergäbe folgende sonderbare Buchstabenreihe: n c u v k t z g c; in einem wirklichen Satze könnte dieser Name natürlich infolge der Stellung, welche er gegenüber den immer wiederholten Ziffern einnimmt, sehr verschieden ausfallen. Stellen wir jedoch diese Buchstaben beispielsweise in eine senkrechte Reihe und schreiben daneben einzeln die Zeichen meines Namens, so würden wir, wenn wir von den letzteren in alphabetischer Ordnung zurückrechnen, folgende Tabelle erhalten:

  Von n bis j zählt man 4 Buchstaben.
   -  c  -  a     -     2     -
   -  u  -  r     -     3     -
   -  v  -  r     -     4     -
   -  k  -  i     -     2     -
   -  t  -  q     -     3     -
   -  z  -  u     -     4     -
   -  g  -  e     -     2     -
   -  c  -  z     -     3     -

Wie ist also die Ziffernreihe beschaffen, welche wir durch diese sehr einfache Operation erlangt haben? Sie erkennen es selbst; es sind die Ziffern 423423423 usw., das heißt, es ist die mehrfache Wiederholung der Zahl 423.«

»Ja, so ist es!« bestätigte Manoel.

»Sie begreifen also, daß ich auf diesem Wege, d. h. durch Zurückzählung vom falschen Buchstaben zu dem richtigen, leicht dazu kam, die Zahl wiederzufinden, welche ich ganz willkürlich als Schlüssel für meine Geheimschrift gewählt hatte.«

»Sehr schön, Herr Richter«, rief Manoel, »wenn sich, wie es fast der Fall sein muß, in diesem letzten Absatze also der Name Dacosta vorfindet, so muß ich, wenn ich nach und nach jeden Buchstaben dieser Zeilen für den ersten der sieben Buchstaben jenes Namens einsetze, doch dahin gelangen ...«

»Das wäre möglich«, fiel der Richter ein, »aber freilich nur unter einer Bedingung.«

»Und diese wäre?«

»Daß die erste Ziffer der gesuchten Zahl zufällig auf den ersten Buchstaben des Namens Dacosta fiele, und Sie werden mir zugeben, daß das nicht so wahrscheinlich ist.«

»Leider!« entgegnete Manoel, dem gegenüber dieser unglücklichen Chance der Mut zu sinken drohte.

»Man würde sich also nur auf den Zufall verlassen können«, fuhr der Richter Jarriquez kopfschüttelnd fort, »und den Zufall hat man bei Untersuchungen dieser Art von vornherein möglichst auszuschließen.«

»Zugegeben«, antwortete Manoel, »aber könnte uns der Zufall nicht gerade die gesuchte Zahl eingeben?«

»Diese Zahl«, rief der Beamte, »die gesuchte Zahl! Sagen Sie mir zuerst, aus wieviel Ziffern besteht dieselbe? Aus zwei, drei, vier, neun oder gar aus zehn? Enthält sie lauter verschiedene Ziffern oder kommen einzelne Ziffern wiederholt darin vor? Wissen Sie denn, junger Mann, daß man aus den zehn Ziffern des Zahlensystems, wenn sie alle verwendet, aber noch keine wiederholt würde, nicht weniger als drei Millionen zweihundertachtundsechzigtausendachthundert verschiedene Zahlen bilden kann, und daß, wenn nur einzelne Ziffern wiederholt verwendet werden, diese Millionen gleich ganz unglaublich anwachsen? Und wissen Sie auch, daß, wenn man von den fünfhundertfünfundzwanzigtausendsechshundert Minuten, welche das Jahr zählt, nur je eine einzige nötig hätte, um jede einzelne jener Zahlen durchzuprobieren, man zu einem solchen Versuche über sechs volle Jahre Zeit brauchte, und daß Sie mehr als drei Jahrhunderte bräuchten, wenn jede solche Operation eine Stunde in Anspruch nähme? Nein, Sie verlangen eine Unmöglichkeit!«

»Eine Unmöglichkeit, mein Herr«, erwiderte Manoel, »ist es, daß ein Unschuldiger verurteilt werden sollte, daß Joam Dacosta Ehre und Leben verliert, wenn Sie den materiellen Beweis seiner Schuldlosigkeit in Händen haben.«

»Oho, junger Mann«, versetzte der Richter Jarriquez, »wer sagt Ihnen denn so bestimmt, daß jener Torres nicht gelogen, daß er wirklich das von dem Urheber des fraglichen Verbrechens selbst geschriebene Dokument in den Händen gehabt hat, daß dieses Papier hier auch das gesuchte Dokument ist, und daß es sich überhaupt auf Joam Dacosta bezieht?«

»Ja, wer sagt uns das!« wiederholte Manoel.

Der Kopf sank ihm in die Hand nieder.

In der Tat lag ja dafür nicht der geringste Beweis vor, daß das Dokument die Affäre in dem Diamantendistrikt angehe. Es konnte ja vielleicht ganz sinnlos und von Torres nur erfunden sein, da ihm wohl zuzutrauen war, daß er anstelle des richtigen auch ein falsches Schriftstück verkauft hätte.

»Doch von dem allen abgesehen, Herr Manoel«, fuhr der Richter sich erhebend fort. »Auf was dieses Dokument sich auch beziehen möge, ich werde es nicht aufgeben, den Schlüssel zu entdecken. Alles in allem ist diese Aufgabe doch ebenso viel, wenn nicht mehr wert, als die Lösung eines Logogriphen oder eines Rebus!«

Manoel stand ebenfalls auf, verneigte sich vor dem Beamten und kehrte nach der Jangada zurück, freilich mit weit weniger froher Hoffnung, als bei seinem Fortgang von derselben.