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Kryptologie

Auszüge aus »Der Boer van het Roer« von Karl May

geschrieben 1879 (später Teil des Sammelbandes »Auf fremden Pfaden«).

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[...]

Das Portefeuille enthielt außer verschiedenen unverfänglichen Notizen eine Anzahl von Privatbriefen, welche sämtlich an Sir Hilbert Grey in Kingsfield adressiert waren und den Poststempel der Kapstadt trugen. Ich las sie durch. Sie verdienten diese Aufmerksamkeit nicht, außer einem, bei dessen Lektüre mir ein höchst gezwungener Stil auffiel, der mit der Konzipierung der anderen Schreiben, obgleich er von demselben Verfasser stammte und von der gleichen Hand geschrieben war, in einem auffallenden Kontraste stand. Es war darin von einer Rhinoceroshaube und einem Perspektive die Rede, ohne daß ich klar zu sehen vermochte, welche Rolle diese beiden Gegenstände in dem Briefe zu spielen hatten. Sollte vielleicht die Mütze des entkommenen Engländers und sein in meinen Händen befindliches Fernrohr gemeint sein? Ich forschte, suchte und verglich und machte endlich die Entdeckung, daß der Brief in der Weise abgefaßt worden war, daß sein eigentlicher Inhalt zu Tage trat, wenn man zuerst die Zeilen der graden und dann die der ungraden Zahlen las. Hierdurch erhielt das Schreiben für mich eine große Wichtigkeit. Es stellte sich nämlich heraus, daß Sir Hilbert Grey aus Kingsfield der Vertreter einer Waffenfabrik war, welche im Auftrage des englischen Gouvernements eine Lieferung von Gewehren, Patronen, Blei und Pulver an die jenseits der Randberge sich zusammenziehenden Zulukaffern zu machen hatte. Um diesen Brief als unverfänglich erscheinen zu lassen, hatte man ihm diese künstliche Fassung gegeben und ihn unter die anderen gesteckt; er war jedenfalls an einen englischen Agenten gerichtet, welcher sich bei den Zulus befinden mußte, und verwies auf nähere Details und Instruktionen, welche, doppelt angefertigt, sich in dem Fernrohre Greys, und falls dasselbe verloren gehe, unter dem Futter seiner Rhinoceroshaube befanden.

[...]

Ich griff in die Tasche, zog sein Portefeuille hervor und nahm den Brief aus demselben. Er erschrak.

»Lest einmal diesen Brief, Mynheer!« bat ich Kees Uys.

Er that es und meinte dann:

»Findet Ihr etwas Sonderliches in ihm?«

»Gebt ihn weiter!«

Das Schreiben ging von Hand zu Hand, ohne daß einem einzigen die eigentümliche Fassung desselben aufgefallen wäre. Ich gab es Uys zurück und erklärte:

»Lest einmal die erste und dritte, die fünfte und siebente Zeile und so weiter, und fangt dann mit der zweiten wieder oben an!«

Er folgte dieser Weisung, und bald nahm sein Gesicht eine Spannung an, welche die andern neugierig machte.

»Ah, das ist etwas anderes; das ist ja ein Schreiben, welches wir Euch gar nicht mit Geld bezahlen können!« meinte er, als er die Lektüre beendet hatte.

»Gieb her; gieb her!« rief es von allen Seiten.

»Halt, das dauert zu lange. Ich werde euch den Brief vorlesen!«

[...]