[JoGu]

Kryptologie

Auszüge aus »El Sendador«

geschrieben 1889-1891.

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Am Rio de la Plata. Erstes Kapitel. In Montevideo.

[...]

»Nun, Señor, Sie sind gelehrter als wir alle, und wie Sie Ihre Überzeugungen vorbringen, haben sie einen Klang, daß man ihnen glauben muß. Ich sehe ein, daß Sie der Mann sind, den wir brauchen. Wir wissen nämlich einen Ort, an welchem ein Schatz zu heben ist, sogar zwei solche Orte.«

»So eilen Sie hin, die Schätze schleunigst zu heben.«

»Hm! Ja, wenn das so schnell ginge! Ich bin schon dort gewesen, habe aber nichts entdeckt. Den Ort kennen wir ganz genau; aber die betreffende Stelle konnten wir nicht finden, weil wir nicht gelehrt genug waren, die Schrift zu verstehen.«

»Aha! Es handelt sich also um eine Schrift?«

»Ja, leider! Sie sind ein Gelehrter, und darum - -«

»Bitte!« unterbrach ich ihn. »Muten Sie mir nicht zu viel zu. In welcher Sprache ist die Schrift verfaßt?«

»In der Inkasprache, aber mit lateinischen Buchstaben geschrieben, im sogenannten Kitschua.«

»Das ist im höchsten Grade interessant, zumal für mich!«

»Warum für Sie?«

»Ich habe während meines Aufenthaltes unter den nordamerikanischen Indianern mich sehr bemüht, ihre Sprachen zu erlernen. Ebenso habe ich, bevor ich jetzt nach Südamerika ging, mir einige Bücher gekauft, welche die Sprachen der hiesigen Indianerstämme behandeln. So habe ich mich über zwei Monate lang mit dem Kitschua beschäftigt. Also muß die Schrift, von welcher Sie sprachen, mich lebhaft interessieren. Wer ist denn im Besitze derselben?«

»Eben der Kamerad, welchen ich Ihnen als den besten Sendador empfohlen habe.«

»Er ist der Eigentümer des Dokumentes?«

»Ja. Er hat es von einem sterbenden Mönch erhalten.«

»Warum wurde gerade ihm das Geschenk gemacht?«

»Weil er den Mönch als Führer begleitete. Sie waren nur zu zweien! Kein Mensch befand sich bei ihnen. Er brachte den frommen Herrn von jenseits der Anden herüber und sollte ihn bis nach Tucuman ins Kloster der Dominikaner geleiten. Unterwegs aber wurde der Padre, welcher sehr alt war, plötzlich so krank, daß er starb. Kurz vor seinem Tode übergab er dem Sendador die Schrift. Ich habe sie früher gesehen. Es sind zwei Zeichnungen dabei.«

»Konnten Sie sie nicht lesen?«

»Nein. Aber der Sendador ist ein halber Gelehrter. Er hat sie jahrelang durchstudiert. Er glaubte, seiner Sache ganz sicher zu sein, und nahm mich mit an die beiden Orte, aber er hatte sich doch nicht richtig informiert, denn wir fanden nichts.«

»Hat er Ihnen denn nichts über den Inhalt der Schrift mitgeteilt?«

»Alles, was er wußte.«

»Darf ich das erfahren, was Sie sich gemerkt haben?«

»Jener Padre war ein gelehrter Mann. Er hatte sich die Erlaubnis ausgewirkt, nach Peru zu gehen und gelehrte Schnuren aufbinden zu dürfen - -«

»Nicht aufknüpfen? Sie meinen entziffern.«

»Ja. Es hat da ein Volk gegeben, die Inkas genannt, welche, anstatt zu schreiben, Schnuren knüpften. Ich habe gewußt, wie diese Schnuren genannt werden, es aber wieder vergessen.«

»Kipus?«

»Ja, so war das Wort.«

»Jeder Kipus besteht aus einem Schnurenbündel, das heißt aus einer Hauptschnur, an welche dünnere Nebenschnüre von verschiedener Farbe verschiedenartig angeknotet wurden. Jede Farbe und jede Art der Knoten hatte ihre eigene Bedeutung.«

»So ist es. Grad so hat mir auch der Sendador gesagt. Solcher Kipus sollen viele vergraben und verborgen liegen. Der Padre hat nach ihnen gesucht und auch welche gefunden. Er hat sich lange, lange Jahre bemüht, ihre Bedeutung zu enträtseln, und das ist ihm endlich auch gelungen. Eine alte Indianerin, welche er von einer Krankheit geheilt hatte und die ihm deshalb wohlwollte, schenkte ihm zwei Kipus, welche sie von ihren Vorfahren überkommen hatte. Sie konnte sie nicht lesen, aber sie hatte überliefert bekommen, daß es sich um große Schätze handle. Der Padre hatte auch diese beiden enträtselt. Über die andern Kipus hat er ein Buch geschrieben, welches aber nicht gedruckt worden ist. Den Inhalt dieser beiden hat er geheim gehalten; er hat sie nach Tucuman bringen wollen und sie vorher übersetzt, oder, wie es wohl richtiger ist, die Knoten und Farben in Buchstaben verwandelt. Leider ist er, wie bereits erwähnt, unterwegs gestorben und hat die Übersetzung dem Sendador vermacht.«

»Nicht auch die Kipus?«

»Nein. Die hat er in Peru in seiner Sammlung gelassen, wohin er zurückkehren wollte.«

»Hm! Vielleicht ist er nur der Schätze wegen über die Anden gegangen. Und nach Tucuman hat er gewollt, zu den Dominikanern?«

»Ja.«

»So kommt mir Ihr Sendador verdächtig vor.«

»Warum?«

»Sagen Sie mir erst, was Sie über den Inhalt des Schreibens wissen.«

»Nun, es hat zwei berühmte Inkas gegeben, welche sich durch sehr glückliche Kriege ausgezeichnet haben. Während dieser Kriege sind große Schätze versteckt worden, welche bis heute noch nicht gehoben sind. Eine Stadt hat am See gelegen. Die Bewohner derselben haben, bevor die Belagerung begann, alle ihre silbernen und goldenen Gefäße in den See gesenkt. Sie wurden besiegt und ausgerottet. Die Schätze liegen noch jetzt auf dem Grunde des Sees, und niemand, als nur der eine Kipu, weiß davon.«

»Wie aber ist dieser Kipu erhalten worden? Er hat sich doch in der betreffenden Stadt in Verwahrung befunden?«

»Es ist einigen gelungen, zu entfliehen. Die haben ihn mitgenommen. Sie haben sich nach einem höher im Gebirge gelegenen Orte geflüchtet; aber auch dorthin ist der Sieger ihnen gefolgt. Die Bewohner dieses letzteren Ortes haben ihre Schätze in einen alten Schacht versteckt und den Eingang desselben so vermauert, daß er von seiner Umgebung nicht zu unterscheiden gewesen ist. Da sie sich nicht freiwillig ergeben haben, sind auch sie getötet worden. Einer war nicht tot, sondern nur verwundet. Er ist des Nachts davongekrochen und entkommen. Später kehrte er zurück in das Haus des Kaziken des Ortes, wo die Kipus verborgen lagen. Das Haus lag in Trümmern, aber das Versteck war unversehrt. Der Mann nahm die beiden Kipus mit sich. Er fand keine Gelegenheit, sie zu benutzen; vielleicht konnte er sie nicht einmal lesen, denn der Sendador sagte mir, daß nicht alle Inkas die Knoten haben lesen können. Der Mann vererbte die Kipus weiter, bis sie an die Frau kamen, welche sie dem Padre gab.«

»Señor, wenn das kein Roman ist, so gibt es überhaupt keinen Roman.«

[...]


Am Rio de la Plata. Fünftes Kapitel. Der Pampero.

[...]

Er schwieg eine Weile, und ich unterbrach dieses Schweigen nicht. Wollte er über diesen Gegenstand mit mir sprechen, so sollte das freiwillig geschehen. Erst nach längerer Zeit fragte er:

»Hat mein Vetter Ihnen alles gesagt, was er wußte?«

»Ich weiß nicht, wie weit er unterrichtet ist. Er teilte mir nur mit, daß man Ihren Bruder ermordet habe.«

»Nun, viel mehr weiß er allerdings nicht. Ich bin auch gegen ihn nicht mitteilsam gewesen. Es hätte keinen Zweck gehabt.«

»Dann darf ich mir freilich nicht einbilden, daß Sie gegen mich, den Fremden, mitteilsamer sein werden.«

»Vielleicht doch, Señor!«

»Sollte mich freuen, wenn Sie Vertrauen zu mir fassen wollten.«

»Das ist es ja eben, Señor! Vertrauen habe ich zu Ihnen. Sie sind zwar mein Feind; ich bin Ihr Gefangener und weiß nicht, was Sie mit mir vorhaben. Aber Sie haben eine Art und Weise, welche keine Angst und auch keine wirkliche Feindschaft aufkommen läßt. Ich sehe ein, daß ich mich sehr, sehr in Ihnen geirrt habe. Ich hörte auf dem Ritte hierher Ihre Gespräche und weiß nun, was für ein Mann Sie sind. Sie allein sind es, dem es zu verdanken ist, daß Ihre kleine Gesellschaft uns entkommen konnte. Und wenn ich bedenke, wie Sie sich meiner bemächtigt haben, so möchte ich meinen, Sie müßten alles können, was Sie nur wollen. Dazu habe ich während unseres jetzigen Rittes gehört, daß Sie nicht hier bleiben, sondern nach dem Gran Chaco wollen. Beabsichtigen Sie das wirklich?«

»Jawohl.«

»Und dann gar nach dem Gebirge?«

»Vielleicht über dasselbe hinüber bis nach Peru.«

»Hm! Letzteres ist es, was mir den Mund öffnet. Vielleicht könnten Sie durch Zufall die Spur finden, nach welcher ich bisher vergeblich geforscht habe. Das Blut meines Bruders schreit nach Rache. Ich fühle und höre diesen Schrei des Tages und des Nachts in meinem Innern, und doch ist er bis heute ohne allen Erfolg erklungen. Sollten aber Sie in jene Gegend kommen, so ist es mir, als ob Ihrem Auge die betreffende Spur nicht entgehen könne.«

»Trauen Sie mir nicht so viel zu! Wie alt ist diese Spur?«

»Freilich viele Jahre. Aber es gibt noch einen Punkt, an welchem sie beginnt und von dem aus ich sie immer wieder aufgenommen habe, um sie aber stets gleich wieder zu verlieren. Könnte ich Sie an diese Stelle bringen, so würden Sie vielleicht - - doch nein, es ist ja gar nicht menschenmöglich!«

»Was?«

»Daß jemand, und sei er noch so klug und noch so scharfsinnig, den Mörder zu entdecken vermag, wenn man ihn nach einer so langen Reihe von Jahren nach der Stelle führt, an welcher die Tat geschehen ist.«

»Das ist freilich fast undenkbar.«

»Ja, zumal der Ort in einer grausen Einöde liegt, in welcher die Stürme schon nach Tagen jede Spur verwischen.«

»Ist Ihr Bruder dort begraben?«

»Ja.«

»Und sein Grab ist der einzige Anhalt, den Sie für die Auffindung des Mörders jetzt besitzen?«

»Nein. Die Flasche ist zum Glück noch da.«

»Welche Flasche?«

»Die Flasche mit den Schnuren, welche der Mörder dort damals vergraben hat.«

»Schnuren? Meinen Sie etwa Kipus, peruanische Dokumente, in Schnuren geknüpft? Dann dürfen Sie nicht gegen mich schweigen; Sie müssen mir erzählen, was geschehen ist!«

Ich mußte unwillkürlich an den Sendador denken, gegen welchen ja schon früher mein Verdacht erwacht war. Er befand sich jetzt nur im Besitze der alten Zeichnungen, der beiden Pläne; von den Kipus hatte er zu dem Yerbatero nichts gesagt. Jedenfalls hatte er sie versteckt, damit sie nicht etwa in die Hände eines Menschen kämen, welcher sie entziffern und dann den Ort, an welchem die Schätze verborgen waren, aufsuchen und finden könne. Wie nun, wenn das dieselben Kipus wären, von denen jetzt Gomarra sprach! Ich war durch das Gehörte überrascht und hatte die letzten Worte wohl mit größerer Hast ausgesprochen, denn der Indianer fragte:

»Was haben Sie? Sie tun ja ganz erstaunt, Señor!«

»Nun, weil Sie von Kipus sprachen, für die ich mich außerordentlich interessiere.«

»Können Sie solche Schnuren lesen?«

»Hm! Ich habe einige Bücher in den Händen gehabt, welche sich mit der Enträtselung der Kipus befaßten; auch bin ich der betreffenden Sprache leidlich mächtig; dennoch bezweifle ich, daß es mir gelingen würde, solche Schnuren zu lesen.«

»Ist es schwer?«

»Sehr schwer. Eine große Erleichterung aber ist es, wenn man weiß, wovon so ein Kipu überhaupt handelt. Unter dieser Voraussetzung wäre es vielleicht auch mir möglich, die Knoten wenigstens stellenweise zu entziffern.«

»Wüßte ich nur, auf was sich diese Schnuren beziehen!«

»Vielleicht könnte man es erraten? Hängen sie denn mit der Ermordung Ihres Bruders zusammen?«

»Natürlich, Señor!«

»Nun, so erzählen Sie mir doch, wie die Untat sich zugetragen hat! Vielleicht finde ich einen Zusammenhang zwischen ihr und dem Inhalte der rätselhaften Schnuren. Wo ist der Mord geschehen?«

»Droben in der wüsten Pampa de Salinas in den bolivianischen Anden. ...«

[...]


In den Cordilleren. Fünftes Kapitel. Gottes Gericht.

[...]

Da richtete der Sendador sich in sitzende Stellung und fragte mit gurgelnder Stimme:

»Wer von euch wagt es, mich zu richten? Dieser Hund von Gomarra ist tot; er ist selbst schuld an seinem Untergange. Kein anderer darf mit mir rechten. Wenn ihr mich tötet, bekommt ihr die Kipus nicht!«

»Sie irren,« entgegnete ich. »Sie lachten mich zwar aus, als ich Ihnen sagte, daß ich nach Ihren Spuren suchen würde; ich habe es aber doch getan und weiß nun, wo sich die Knotenschrift befindet.«

»Wo?« fragte er höhnisch.

»Sie haben uns schon einmal verhöhnt, weil wir nicht sorgfältig gesucht hatten; diesen Fehler begehen wir nicht zum zweiten Male. Ich weiß jetzt genau, was Sie mit der Flasche vorgenommen haben. Sie nahmen die Kipus heraus, füllten sie mit Sand und warfen sie in den See; die Kipus aber nähten Sie in Ihr Gewand ein. Wir werden sie jetzt finden.«

Der Ausdruck seines Gesichtes wurde ein anderer, der Hohn verschwand; es flog eine Angst über die verwetterten Züge. Er griff mit der linken Hand unwillkürlich nach der rechten Brustseite und rief:

»Das träumen Sie. Unter den gegebenen Umständen wäre es Wahnsinn von mir, die Schnüre bei mir zu tragen.«

»Wenn auch nicht Wahnsinn, aber doch Unvorsichtigkeit. Und unvorsichtig sind Sie gewesen, sogar eben jetzt wieder, denn Sie haben mir mit Ihrer eigenen Hand gezeigt, wo die Kipus sich befinden, nämlich auf Ihrer rechten Brust.«

Als ich jetzt nach der angegebenen Stelle greifen wollte, stieß er meine Hand von sich und schrie:

»Es ist nicht wahr; es ist nicht wahr! Sie täuschen sich vollständig. Lassen Sie mich; rühren Sie mich nicht an!«

»Wehren Sie sich nicht, sonst muß ich Gewalt anwenden!«

»Wagen Sie es; die Schnüre gehören nicht Ihnen; Sie haben kein Recht auf dieselben!«

»Sie noch viel weniger, denn Sie haben sich durch einen Mord in den Besitz derselben gebracht. Geben Sie sie freiwillig her?«

»Nein, und wieder nein!«

»So haben Sie es sich selbst zuzuschreiben, wenn wir Ihnen trotz Ihrer Verletzungen wehe tun.«

Er wurde auf meinen Wink von einigen Yerbateros festgehalten, und ich untersuchte seine Kleidungsstücke genau. Er wollte sich wehren, mußte aber den Versuch aufgeben. Es war so, wie ich vermutet hatte; ich fand das Gesuchte auf der rechten Brustseite zwischen dem Futter. Es waren drei Kipus, jeder aus einer Haupt- und wenigstens dreißig Nebenschnuren bestehend. Der Sendador lag wieder lang ausgestreckt und atmete mühsam. Der Widerstand hatte ihn angegriffen. Er wollte sich wohl in lauten Verwünschungen oder Drohungen ergehen, brachte aber nur ein heiseres, häßliches Gemurmel fertig.

Die andern hatten noch niemals Kipus gesehen. Die Schnuren gingen von Hand zu Hand.

»Und das sollen Buchstaben und Silben sein?« fragte mich Pena.

»Nein, sondern nur Zeichen. Das Wort Kipus oder eigentlich Khipus gehört der Khetsuasprache an und heißt so viel wie Knoten. Jeder Kipus besteht aus einer starken Hauptschnur, an welche verschiedenfarbige dünnere Nebenschnuren verschiedenartig angeknotet sind. Jede Farbe und jede Knotenart hat eine besondere Bedeutung.«

»Und Sie können das entziffern?«

»Ich will es versuchen. Übrigens sind die Kipus höchst ungenügende Gedächtnisbehelfe, und eigentlich ist zu jeder Schnur ein mündlicher Kommentar notwendig, wenn man ihre Bedeutung verstehen will.«

Der Sendador hatte diese Erklärung mit Aufmerksamkeit verfolgt. Jetzt zuckte es wie Schadenfreude über sein Gesicht, und er rief aus:

»Das ist gut! Eine mündliche Erklärung! Die haben Sie nicht. Folglich können Sie diese Schnuren nicht lesen!«

»Jubeln Sie nicht zu früh. Wenn ich von einem mündlichen Kommentare sprach, so meine ich nur, daß man wissen muß, wovon die Kipus handeln.«

»Und das wissen Sie?«

»Natürlich! Diese Schnuren handeln selbstverständlich von dem vergrabenen Schatze. Selbst der beste Entzifferer würde, wenn er das nicht wüßte, sich ganz vergeblich abmühen. Nun ich es aber weiß, bedarf es keiner ungeheuern Gelehrsamkeit, die Knoten zu enträtseln.«

»So versuchen Sie es doch!«

Er sah mir mit großer Spannung in das Gesicht. Vielleicht dachte er, ich würde mich verleiten lassen, sofort Auskunft zu geben.

»Ich werde es versuchen,« antwortete ich der Wahrheit gemäß, »aber ich glaube nicht, daß es mir gelingen wird. Die Farben sind zerstört; ich bin kein Chemiker, und diese Knoten bedürfen jedenfalls der aufmerksamsten chemischen Behandlung, wenn die Farben wieder sichtbar werden sollen.«

»Gracias a Dios! Sie werden also nichts entziffern können! Der Raub, welchen Sie an mir begangen haben, wird Ihnen also keine Früchte bringen!«

»Das beabsichtigte ich auch gar nicht. Der Vorteil sollte nur denjenigen zufallen, welche ein Recht auf denselben haben. Zu diesen Leuten gehören Sie freilich nicht. Übrigens werde ich auf alle Fälle dafür sorgen, daß diese Kipus in sach- und fachkundige Hände gelangen. Die Farben sind jedenfalls wieder sichtbar zu machen, und die Schnuren werden also gelesen werden.«

[...]