[JoGu]

Kryptologie

Lauftext-Chiffrierung

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Prinzip

Das Alphabet Σ habe eine Gruppenstruktur mit der Operation ∗.

Für die Verschlüsselung eines Klartextes aMr = M ∩ Σr verwendet man einen Schlüssel k ∈ Σr und bildet

a0a1 ...ar-1
k0k1 ...kr-1

c0c1 ...cr-1

Verschlüsselt wird also nach der Formel

ci = aiki     für 0 ≤ ir-1.

Die Entschlüsselungsfunktion ist dann:

ai = ciki-1     für 0 ≤ ir-1.

Es handelt sich also um eine Verschiebechiffre auf Σr.

Von Lauftext-Chiffre spricht man, wenn auch der Schlüssel kMr = M ∩ Σr, d. h., als sinnvoller Text der Sprache M gewählt wird.


Praktischer Hintergrund

Um eine Periode zu vermeiden, muss der Schlüssel einer polyalphabetischen Substitution (mindestens) ebensolang wie der Klartext sein.

Ein Schlüssel soll aber auch leicht zu merken und an den oder die Kommunikationspartner zu verteilen sein.

Daher wurde als Schlüssel oft der Text eines Buches ab einer bestimmten Stelle gewählt (weshalb die Lauttext-Chiffre auch Buch-Chiffre genannt wird).

Moderne Version: Inhalt einer CD ab einer bestimmten Stelle. [Übungsaufgabe: Wie groß ist der Schlüsselraum dieses Verfahrens, wenn dem Gegner bekannt ist, welche CD benützt wird?]

[Eine andere Möglichkeit, lange Schlüssel zur Verfügung zu haben, besteht darin, algorithmisch aus einem kurzen Schlüssel einen langen zu erzeugen. Die Beurteilung der Sicherheit dieses Verfahrens ist hochgradig nichttrivial und wird im Kapitel »Bitstrom-Chiffrierung« ausführlich behandelt.]


Beispiel

Z/26Z als additive Gruppe; die Addition mod 26 erfolgt wie üblich bequem nach der TRITHEMIUS-Tafel (oder »VIGENÈRE-Tableau«).

  Klartext:   i c h k o m m e m o r g e n u m z e h n
  Schlüssel:  V O M E I S E B E F R E I T S I N D S T [ROM UND BAECHE ...]
              ---------------------------------------
  Geheimtext: D Q T O W E Q F Q T I K M G M U M H Z G

Entschlüsselung durch Subtraktion mod 26, z. B. auch mit Hilfe der TRITHEMIUS-Tafel.


Autor: Klaus Pommerening, 14. Januar 2000; letzte Änderung: 17. Dezember 2007.