WAßMER, Thomas und F. WOLLNIK, Konstanz
Laboruntersuchungen zum Winterschlaf des Europäischen
Feldhamsters (Cricetus cricetus)
Laboratory investigations on the hibernation of the European hamster (Cricetus
cricetus).
Das Winterschlafverhalten des Europäischen Feldhamsters (Cricetus
cricetus) wurde durch Langzeitmessungen der Körpertemperatur (Tb)
mittels in die Bauchhöhle implantierter Telemetriesender (TS: 1,5
x 2,5 cm; 6 g) untersucht. Hierzu wurden vier erwachsene Feldhamstermännchen
(ca. 1,5 Jahre alt) im Oktober 1992 aus dem Freiland in eine Klimakammer
überführt. Dort wurden die Tiere einzeln in jeweils ca. 1m3 großen
nach oben durch ein Drahtgitter verschlossenen PVC Boxen gehalten, die
mehrere Wohnkammern aus PVC enthielten und bis ca. 0,2m mit Erde gefüllt
waren. Wasser und pelletierte Standarddiät wurde ad libitum gereicht.
Als Vorbereitung auf den Winterschlaf wurden die Tiere für 4 Wochen
unter Kurztagbedingungen (LD8:16) gehalten und anschließend die Temperatur
schrittweise auf 8 ± 1°C abgekühlt. Der Versuch wurde bis
Mitte März fortgeführt. Jeder TS sendete kontinuierlich mit einer
individuellen Frequenz, der Empfänger schaltete jede Minute auf eine
dieser Frequenzen, und ein Computerprogramm mittelte und speicherte die
Werte, wodurch sich pro Tier 288 Meßwerte/24h ergaben.
Ein typischer Winterschlafschub (WS) dauerte zwischen 15,3h und 82,4h (M±SD=48,0±16,8h;
N=36) und erreichte in der linearen Abkühlphase eine Abkühlrate
von 1,2±0,2°C/h. Die minimale Tb (Tmin = 10,5±2,0°C)
wurde meist kurz vor Beginn der Aufwärmphase erreicht und war signifikant
mit der Dauer des Torpors korreliert (rs=-0,79; p<0,001; t-Test; N=46).
Die lineare Aufwärmrate betrug 14,7±4,5°C/h. Neben den
typischen WS wurden sogenannte "shallow torpors bouts" (ST) beobachtet,
die mit einer mittleren Dauer von 4,1±2,6h (N=10) wesentlich kürzer
waren und sich durch eine geringere Temperaturabsenkung (20°C<Tmin
<30°C) und geringere Aufwärmraten (8,5±2,8°C/h;
N=8) von den WS unterschieden (Kruskal Wallis ANOVA, p<0,001, N=44).
Es wurden beachtliche interindividuelle Unterschiede im Hinblick auf die
Anzahl der WS und ST beobachtet. Zum anderen unterschieden sich die Tiere
im Hinblick auf die Dauer (p*0,01; N=46) und die Abkühlrate (p<0,05;
N=44) der WS (Kruskal Wallis ANOVA). Der Beginn der einzelnen WS zeigte
bei nur einem Tier einen statistisch signifikanten Mittelvektor bei 23
Uhr 12 min MEZ (r=0,67; p*0,001; Rayleigh-Test; N=14). Ebenfalls fand sich
nur bei einem Tier ein statistisch signifikanter Mittelvektor für
das Ende der WS (9 Uhr 4 min MEZ; r=0,63; p*0,03; Rayleigh-Test; N=9).
Die vorliegenden Ergebnisse unterstützen die Auffassung, daß
das Winterschlafverhalten des Europäischen Feldhamsters nicht nur
durch exogene Faktoren (Umgebungstemperatur, Photoperiode) bestimmt wird,
sondern vielmehr durch endogene Faktoren (Zusammenhang zwischen der Länge
der WS und Tmin, eventuell circadiane Rhythmik) beeinflußt wird (MICHENER
1992, SCHMIDT und WOLLNIK 1993.
T. Waßmer, Fakultät für Biologie, Universität Konstanz,
Postfach 5560, M618, D-78434 Konstanz
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