Der Einfluß einiger abiotischer und biotischer Faktoren,
insbesondere des Wassergehaltes und der Faecesgröße
auf die Artengemeinschaft coprophager Käfer
der Familien Scarabaeidae und Hydrophilidae
in Schafsexkrementen einer alten Weidelandschaft
mit sommerlicher Beweidungspause

 
 
 
 
 

Diplomarbeit Institut für Biologie I (Zoologie)
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Brg.
 

Zusammenfassung:


Auf 2 unmittelbar benachbarten, seit 18 Jahren von Schafen beweideten Teilflächen am Schönberg bei Freiburg, wurden von April bis November 1990 an 6 Tagen Schafsfaeces eingesammelt: am 25.4.; 21.5.; 25.6.; 17.9.; 9.10. und 12.11..
Zu jedem Faeces wurden an Ort und Stelle folgende Daten registriert: Exkrementklasse (kompakte „Köttel" oder: "Pellets", die meist in ganzen Gruppen oder aber einzeln deponiert werden), Oberflächenstruktur (feucht, ledrig oder trocken) und Herkunft (Teilfläche A oder B).
Im Labor wurden der Wassergehalt und das Trockengewicht jedes Faeces bestimmt, die Käferimagines extrahiert und determiniert.

Es konnten 22 Arten der Scarabaeidae und 14 Arten der Hydrophilidae festgestellt werden.
Auf der Teilfläche A wurden bei gleicher Dungmenge signifikant weniger Käfer gefunden als auf Teilfläche B. In den Monaten September und Oktober fanden sich jedoch mehr Käfer auf der Teilfläche A. In diesen Monaten war das Lokalklima der Fläche A aufgrund des Reliefs und der Exposition günstiger, als das der Fläche B. Eine Analyse der Verteilung einzelner Arten auf
die beiden Teilflächen, zeigte Spezialisten für beide Flächen, was jedoch nur zum Teil durch die unterschiedliche Ökologie der Arten zu erklären ist.

Während bei der Gattung Apodius  eine deutliche Segregation der jeweils dominanten Arten über die einzelnen Probemonate festzustellen war, fanden sich bei der Gattung Onthophagus und den Arten der Familie Hydrophilidae keine zeitlichen Einnischungen.

Die Exkrementklasse "Köttel" wurde deutlich dichter besiedelt, als die beiden Pelletklassen P.gruppen und Einzelpellets). Keine Art wich von diesem Trend ab.

Nahezu alle Arten zeigten eine deutliche Bevorzugung feuchter oder ledriger, also junger Faeces. Sphaeridium scarabaeoides bevorzugte deutlich feuchte und damit sehr junge Exkremente. Dagegen zeigten Aphodius fimetarius  und begrenzt auch Cryptopleurum minutum
eine Präferenz für trockene und damit äItere Faeces. Proben mit einem Wassergehalt unter 75% waren nur spärlich besiedelt. Keine Art bevorzugte deutlich diese trockeneren Faeces.

Faeces über 20g Trockengewicht waren sehr viel dichter besiedelt als es nach der Haufigkeit dieser Klasse zu erwarten gewesen wäre. Größere Käferarten wie Aphodius rufipes, Aphodius fimetarius, Aphodius luridus  sowie Sphaeridium scarabaeoides  zeigten einen deutlichen Trend zu den größten Faeces (größer als 40g).

Im Hinblick auf die Besiedelung durch coprophage Käfer, sind "günstige" Faeces also relativ jung, feucht und groß.

75,5% aller gesammelter Faeces wiesen weniger als 5 Individuen auf; 45,1% blieben ohne jede Besiedlung. Im Frühjahr fanden sich 79,8% aller Käfer in nur 15,9% der  gesammelten Faeces;  im Herbst ballten sich sogar 30,6% aller Käfer in nur 2,3% der Exkrementproben. Auch einzelne Arten zeigten eine auffallende Konzentration in einigen wenigen Faeces. So fanden sich von Onthophagus ovatus  33 Individuen in einem einzigen Faeces (25,2% aller gesammelter Käfer dieser Art im April); 31,4 % aller Individuen von Aphodius rufipes  konzentrierten sich im Monat September in nur einem Faeces (N = 22). Im April besiedelten 21 Individuen vonSphaeridium scarabaeoides  einen einzigen Faeces (65,6% ). Schließlich fanden sich von der nur ca. 3mm kleinen Art Cercyon haemorrhoidalis  imMai 735 Individuen in einem einzigen Faeces (31,9 %).

In einzelnen, wie es scheint besonders attraktiven Faeces, fanden sich nicht nur einzelne Arten gehäuft, sondern auch jeweils ein Großteil der Arten eines Monats (von 35,7-68% der Artengemeinschaft), meist ebenfalls in jeweils hoher Individuenzahl.
Diese auffallend geklumpte Verteilung der Individuen und Arten, 1äßt sich kaum mit der Annahme, weniger besonders nahrhafter und sicherer Habitate erklären. Es erscheint plausibler anzunehmen, daß diese Strategie mit der Partnerfindung zusammenhängt. Da dicht besiedelte Köttel meist viele Arten anlocken, läßt sich vermuten, daß hierbei keine artspezifischen Pheromone zum Einsatz kommen.

Messungen des Mikroklimas und Wiegungen von ausgelegten Schafsfaeces ließen den Verlauf des Austrocknens und der Wiederbefeuchtung der Faeces mit einigen Klimaelementen des Lokalklimas korrelieren. Lufttemperatur, Lichtstärke, Luftfeuchte, Niederschlagsmenge und Windstärke zeigten sich am wirksamsten. Besonders bemerkenswert ist, daß es zwar zwischen zwei Messungen bis zu 70% Wasserverluste geben kann, aber auch bis zu 100% Wiederbefeuchtung . Pellets und Köttel verhalten sich sehr verschieden. Pellets werden durch ihr extremes Verhalten zu unsicheren oder gefährlichen Biotopen.
 

 
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