1. Grundprobleme von Datenschutz und Datensicherheit

Große Datensammlungen


Beispiele


Beispiel Gesundheitswesen

Alle wollen Daten:

vorgeblich zum Wohle des Patienten, in Wirklichkeit zum eigenen Machtgewinn, zur Stabilisierung der eigenen Position.

Die Selbstbestimmung des Patienten wird dabei annulliert. Dazu wird ein Vertrauensverhältnis postuliert, das überhaupt nicht existiert. (»Der Arzt als Anwalt des Patienten«)

Das Gesundheitswesen leidet aber nicht an zu wenig Daten, sondern an zu wenig Zeit. Und Zeit ist auch das, was man zum Aufbau eines Vertrauensverhältnisses braucht.


Beispiel Ermittlungsbehörden

Überhaupt alle Daten wollen die Ermittlungsbehörden, und zwar vorsorglich.

Das wollten sie zwar schon immer, wurden aber bisher von Datenschützern und Bürgerrechtlern gebremst. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 haben die Bremsleitungen durchtrennt.

Die Sicherheitspolitiker sind von allen guten Geistern verlassen, wollen unbedingt etwas Spektakuläres durchziehen. Siehe »Big Brother Awards: Schily siegt« [Heise 27.10.2001]

Die USA, einige europäische Länder (UK, Frankreich, Niederlande, ...) und auch Deutschland (»Otto-Katalog«) haben im Eilverfahren Ermächtigungsgesetze durchgepeitscht, die den Ermittlungbehörden und Geheimdiensten Stasi-Vollmachten gewähren. [Heise 25.10.2001] [Heise 26.10.2001] [Heise 26.10.2001] [Heise 26.10.2001]

Dabei ist völlig unwahrscheinlich, dass die Datensammelei die Terroranschläge verhindert hätte oder künftige verhindern wird - wie denn auch? Und gegen Amokläufer hilft sowieso nur der flächendeckende Online-Gehirnscan.

Ermittlungsbehörden und andere staatliche Organe sind nicht vertrauenswürdig, nicht die Polizei - erst recht nicht die kaum kontrollierten Geheimdienste -

wie die zahlreichen Skandale der letzten Jahre gezeigt haben. Z. B. [iX 8/2001, S. 26] [Risks 21.73] [Top 10 List of Police Database Abuses] [Heise 11.03.2007]

Misstrauen ist ein Grundprinzip der Demokratie. Daher der Grundsatz der Gewaltenteilung: Es dürfen keine unkontrollierbaren Machtmonopole entstehen. Vertrauen fordert nur der Diktator oder Monarch.


Beispiel Sozialverwaltung

In den Datenbanken der Sozialversicherung sind sowohl personenbezogen als auch lückenlos erfasst:


Beispiel: Kundendaten und WWW-Aktivitäten


Beispiel: Kontrolle von Mitarbeitern


Beispiel Epidemiologie: Daten für die Forschung

Epidemiologie: Erforschung von Krankheiten im Bevölkerungsbezug, z. B. Erkennen von Risikofaktoren. Dazu braucht man Daten zu Umwelteinflüssen und Lebensführung.

Krebsregister in Deutschland dienen der Epidemiologie der Krebserkrankungen:

Netze für die medizinische Forschung

Anforderungen an epidemiologische Register:

Welche Lösungen oder tragbaren Kompromisse gibt es für die Zielkonflikte? Welche Sicherheitsziele sollen umgesetzt werden?

Siehe auch:


Vorlesung Datenschutz und Datensicherheit.
Autoren: Klaus Pommerening, Marita Sergl, 31. März 1999, letzte Änderung: 18. April 2007.
E-Mail an
Pommerening »AT« imbei.uni-mainz.de.