Schwarzwald-Bodensee-Liga, Saison 1964/65

Nach dem Scheitern im Rennen um die Meisterschaft der Vorsaison folgte die schwächste Saison des FC Singen in der Geschichte der Schwarzwald-Bodensee-Liga. Dabei war der Kader nicht wesentlich verändert. Klar, die Leistungsträger Weber (zum FC Villingen), Janko (zum FC Konstanz) und Grammel (zum FC Schaffhausen) waren abgewandert, dazu Blech (zum FC Radolfzell). Strittmatter, der auch als Trainer mitwirkte, wollte wieder einmal seine Karriere beenden, verschob dieses Vorhaben aber erst einmal bis Ende Oktober, da die vom SC Südstern Singen abgeworbenen Neuzugänge Rost, Schmidt (als Rückkehrer) und Schoch zunächst noch nicht spielberechtigt waren. Ein weiterer Neuzugang war Mischler vom westfälischen Hasper SV (Hagen-Haspe), der sich recht gut in die Mannschaft einfügte. Bis zum achten Spieltag konnte sich der FC Singen auf Platz 1 halten, aber nach dem Ausscheiden von Strittmatter ging es kontinuierlich abwärts, was Strittmatter bewog, an Februar 1965 wieder selbst mitzuspielen. Für den Niedergang waren aber auch Langzeit-Verletzungen (Marquardt, Knobelspies, Pfeifle, Knobloch, Schmidt) und längere Sperren (Rech und Fecher) mit ursächlich. Görigk kam aus privaten Gründen während der Saison aus Reutlingen zurück, konnte aber wegen der strengen Reamateurisierungs-Regelung nicht eingesetzt werden.

Am 26. Spieltag landete der FC Singen auf dem Abstiegsplatz 14 und verlor dann sogar noch beim direkten Konkurrenten Schramberg – aus eigener Kraft konnte der Klassenerhalt nicht mehr geschafft werden! Der Südkurier schrieb:

»Es ist ein gar schwer ertragbarer Gedanke, daß der gleiche Verein, der einmal in der Oberliga spielte, über Jahre hinweg in der 2. Liga zum Teil eine recht gute Figur abgab, Deutsche[r] Amateurmeister wurde, nun plötzlich in die 2. Amateurliga absteigen soll.«
Es folgte eine starke Schlussphase: Am 28. Spieltag gab es ein 0:0 gegen den Meisterschafts-Anwärter VfR Schwenningen, und die beiden letzten Spiele wurden überzeugend gewonnen, während Schramberg sich noch einen Stolperer leistete.

Von Bedeutung für den Umschwung war, dass Rech und Knobloch wieder einsatzfähig waren und Schoch endlich spielen durfte. Der eigentliche Retter des FC Singen war aber Obermeit, ein Neuzugang im April 1965, ebenfalls vom Hasper SV, der in den letzten beiden Spielen jeweils zwei Tore erzielte und beim Singener Publikum Begeisterung auslöste. Er war ein technisch starker Stürmer mit enormer Schusskraft rechts wie links, konnte den Ball mit dem Rücken zum Tor annehmen, mit einer Körperdrehung die Abwehr aushebeln und mit dem zweiten Kontakt den Ball ins Tor hämmern.

Es kursierten Gerüchte, die ihn mit dem 1. FC Köln in Verbindung brachten, aber dafür konnten bis jetzt keine belastbaren Hinweise gefunden werden.

Jedenfalls reihte er sich in die Liste der hervorragenden, aber auch problematischen Mittelstürmer des FC Singen ein: Willimowski, Boller, Haas, Eymelt. (Strittmatter war auch hervorragend und problematisch, allerdings auf andere Weise – jedenfalls zeigte er immer vollen Einsatz). Auch Obermeit wirkte in der Folgezeit oft lustlos und war konditionell nicht immer auf der Höhe.

»Obermeit legte in der zweiten Hälfte seine schon genügend bekannten Kunstpausen ein«
schrieb der Südkurier am 2. November 1965. Wie auch immer – in dieser Saison verdankte der FC Singen ihm den Klassenerhalt und die neu erwachte Begeisterung der Fans.

Die Zuschauerzahlen in dieser Saison schwankten zwischen 3500 (Heimspiel gegen den FC Tuttlingen, als der FC Singen noch Tabellenführer war) und 500 (gegen Olympia Laupheim, als der FC Singen im Abstiegskampf angekommen war).

Abschlusstabelle

1.FV Ebingen 3019 6 573:30 44-16
2.VfR Schwenningen 3017 8 570:41 42-18
3.FC Villingen 3017 5 859:29 39-21
4.FC Tailfingen 3018 11174:37 37-27
5.VfB Friedrichshafen 301310 757:47 36-24
6.FC Tuttlingen (N) 3013 61155:54 32-28
7.Olympia Laupheim 3011 91047:52 31-29
8.FC Hechingen 30 9111062:50 29-31
9.SC Schwenningen 3010 91153:52 29-31
10.SpVgg Lindau 3011 71244:45 29-31
11.FC Wangen 3011 61355:48 28-32
12.FV Ravensburg 30 7131038:44 27-33
13.FC Singen 3011 41543:55 26-34
14.SpVgg Schramberg 30 9 71454:70 25-35→ Abstieg
15.FC Radolfzell (N) 30 6 51945:98 17-43→ Abstieg
16.TSV Meckenbeuren (N)30 3 32429:1069-51→ Abstieg

Platzierungen des FC Singen im Saison-Verlauf

[Platzierungen]
Grün:Aufstiegszone
Gelb:Trennlinie zwischen den Tabellenhälften
Rot:Abstiegszone

Mannschaftsstatistik des FC Singen

SpielerPosition Einsätze Tore
Brauch 9, 11 124
Denzel 4, 6, 8 210
Fecher 8, 10, 11 155
Graf 2 70
Heinrich 8 10
Knobelspies 2, 4, 5, 6, 8, 10251
Knobloch [*] 8, 9, 10, 11 126
Marquardt [*] 3, 5 201
Martin 7, 11 192
Mischler 7, 11 212
Obermeit [**] 8, 9 34
Ohlmann 2 10
Oppermann 3, 5, 6 300
Pfeifle 2, 4, 6, 8 191
Rech [***] 2, 4 172
Reisberg 7, 8 70
Rost 4, 6, 7, 8, 9, 10182
Schellhammer 1 30
Schneck 2, 3, 7, 8, 9 299
Schoch [**] 7, 11 31
Strittmatter [****]6, 8, 9, 10 202

[*] Wegen Verletzung lange Zeit nicht einsatzfähig
[**] Erst ab April spielberechtigt
[***] Insgesamt 4 Monate gesperrt
[****] Karriere-Ende Anfang November, Wiedereinstieg ab Februar
Dazu kommt 1 Eigentor.

Besonderes

Spiele des FC Singen, Hinrunde

Spiele des FC Singen, Rückrunde

Pokalspiele

Freundschaftsspiele


Autor: Klaus Pommerening, 30. Dezember 2019; letzte Änderung: 14. Januar 2022.