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Kryptologie

Rotor-Maschinen

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Allgemeine Beschreibung

Rotormaschinen sind elektromechanische Geräte, die aus mehreren, hintereinandergeschalteten Rotoren (oder »Walzen«) bestehen.

Eine Vorstellung vom Stromlauf durch eine solche Maschine vermittelt das Bild

[Stromlauf]

oder die Seite Rotor Machine Basics von John Savard.

Nach jedem eingegebenen Buchstaben drehen sich die Rotoren unterschiedlich weiter, manche um einen Kontakt, manche vielleicht um mehrere, manche gar nicht.

Die kryptographische Sicherheit der Rotormaschinen beruht – neben der Anzahl der möglichen Rotoren und der Vielzahl der Einstellmöglichkeiten (also der Größe des Schlüsselraums) – auf der Komplexität des Weiterschaltmechanismus der Rotoren.

Bedienung: Eine Taste auf der Schreibmaschinen-Tastatur des Verschlüsselungsgeräts wird gedrückt (= Eingabe eines Klartextbuchstabens). Ein Lämpchen mit einem Buchstaben leuchtet auf (= Ausgabe des zugehörigen Geheimtextbuchstabens). [Aufwendigere Version: Ein Buchstabe wird gedruckt.] Gleichzeitig (etwa beim Loslassen der Taste) drehen sich die Rotoren.

Das geheimnisvoll unregelmäßig drehendende Räderwerk, das bei jedem Anschlag den Tisch erbeben lässt, macht diese Art von Geräten attraktiv – so etwas kann man einem Botschafter oder General als sichere Chiffriermaschine verkaufen.

Rotormaschinen sind der Stand der Verschlüsselungstechnik in der Periode etwa 1920–1960.


Mathematische Beschreibung

Diese abstrakte Beschreibung soll das Funktionsprinzip klar machen. Sie deckt konkrete, historische Rotor-Maschinen nicht notwendig in allen Details ab, da in diese oft individuelle Komplikationen eingebaut wurden.

Das Alphabet Σ wird wie üblich mit Z/nZ, den ganzen Zahlen modulo n, identifiziert. Dann kann man eine Rotor-Maschine durch folgende Parameter charakterisieren:

Ideal wäre es, wenn die Abbildung
ΣqS(Σ),     z → σz,
injektiv wäre. Darüber gibt es allerdings keine brauchbaren allgemeinen Aussagen.

Ver- und Entschlüsselung

Ausführlich geschrieben sieht die Verschlüsselungsfunktion so aus:

ci = τzq(i) ° ρq ° τzq-1(i)-zq(i) ° ... ° τz1(i)-z2(i) ° ρ1 ° τ-z1(i) (ai)
und die entsprechende Entschlüsselungsfunktion so:
ai = τz1(i) ° ρ1-1 ° τz2(i)-z1(i) ° ... ° τzq(i)-zq-1(i) ° ρq-1 ° τ-zq(i) (ci)
Die Entschlüsselung geschieht selbstverständlich einfach dadurch, daß der Strom in umgekehrter Richtung durch die Rotoren geschickt wird, d. h., Tastatur und Lampensatz müssen vertauscht angestöpselt werden; die Reihenfolge der Zustände ist die gleiche wie bei der Verschlüsselung.


Beschreibung als endlicher Automat

Abstrakt wird eine Rotor-Maschine so beschrieben:

[Diagramm]

Meist ist die Zustandsänderungsfunktion vom Schritt i unabhängig. D. h., wir können einfacher annehmen

g: Σq → Σq.

Einschub: Perioden von Zustandsänderungen


Der Schlüsselraum

Ein Schlüssel besteht nach der obigen Beschreibung aus

Die Größe des Schlüsselraums ist also
#K = nqp!/(p-q)!.

In einem typischen Fall (Hebern-Maschine) ist p = q = 5, n = 26, #K = 120⋅265 = 712 882 560, und die effektive Schlüssellänge d(F) ≈ 29.4. Das war 1920 groß genug, ist gegen einen computerbesitzenden Angreifer aber völlig ungenügend.


Beispiele für die Steuerlogik


Autor: Klaus Pommerening, 31. Dezember 1999; letzte Änderung: 17. Dezember 2007.