Fachbereich Physik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Zwei tödliche Unfälle durch Flusssäure
- Der erste Unfall geschah in einem Labor, als Flusssäure in einer Mikrowelle abdestilliert wurde. Dabei kam es zu einem Siedeverzug, wodurch die Türe der Mikrowelle aufgerissen wurde und etwa 60°C heiße Flusssäure im Raum verspritzte. Der zufällig im Raum vorbeikommende Betriebslei- ter erlitt durch diese Spritzer eine etwa handflächengroße Verätzung am linken Oberarm sowie geringfügige Verätzungen am Rücken und im Gesicht. Dem Verletzten wurde sofort erste Hilfe geleistet. Nach einer ersten Therapie durch den Betriebsarzt wurde er mit dem Rettungshub- schrauber in ein Krankenhaus geflogen, wo er 50 Minuten nach dem Unfall eintraf. Während der sofort eingeleiteten unfallchirurgischen Behandlung kam es zum Herzkammerflimmern und der Patient musste mehrfach reanimiert werden. Weitere Komplikationen wie eine schlechte respiratorische Situation, die Entgleisung des Säure-Base-Haushaltes, eine Gerinnungsstörung und ein akutes Nierenversagen führten schließ- lich etwa fünfeinhalb Stunden nach dem Unfall zum Tod.
- Beim zweiten Unfall wurde ein Arbeiter beim Umfüllen von 72%iger Fluss- säure von mehreren Spritzern an den Oberschenkeln getroffen. In einer Panikreaktion rannte der Arbeiter weg, anstatt sich sofort mit einer in nächster Nähe befindlichen Schwalldusche abzuduschen. Anschließende Erste-Hilfe-Maßnahmen und der sofortige Transport in ein mit der Behandlung von Flusssäure-Verätzungen vertrautes Krankenhaus konn- ten nicht verhindern, dass der Patient fünf Wochen nach dem Unfall an dessen Folgen verstarb.
Entnommen der Unvallversicherung aktuell 01/2001
Über die Gefährlichkeit von Flusssäure wird viel gesprochen und ihre Tödlichkeit ist legendär. Tatsächlich kann Flussäure letal wirken und dabei unter umständen extrem hinterhältig seine Wirkung entfalten und soll darüber hinaus auch sehr schmerzhaft sein. Da sie als Ätzmittel für Siliziumoxid genutzt wird oder auch zum ätzen anderer Metalle notwendig ist (Beisp. Wolfram oder Titan) kommt sie im Hause immer wieder zum Einsatz.
Die Flussäure ist eine eher schwache Säure (pkS 3,14), die Gefährlichkeit hat nicht ihre Ursache in ihrer Ätzwirkung, wie bei anderen Säuren z.b. Schwefel- oder Salzsäure, sondern rührt aus komplexen Reaktion des Organismus mit dem Fluoridion. Die Folgen können dramatisch sein und führen im schlimmsten Fall zum Tode, der erst Tage nach dem Kontakt eintritt. Die Ursachen sind ein Eingriff in den Stoffwechselhaushalt durch die Blockierung von lebenswichtiger Enzyme und in der Folge zu Störungen der Nieren und Leberfunktionen führen. Daher ist höchste Vorsicht geboten und es muss auf ausreichende Schutzmassnahmen geachtet werden.
Mit Flussäure höherer Konzentration (> 10%) dürfen nur Personen umgehen, die eine entsprechende Eignung haben, allen anderen ist der Umgang hier im Hause damit verboten!
Eine entsprechende Eignung ist eine chemische Ausbildung oder Studium alle anderen kommen Bitte in das Chemielabor und arbeiten dort mit mir mit der Säure. Wer verdünntere Lösungen benötigt erhält sie ebenfalls im Chemielabor.
Hauptverwendung ist das Ätzen von SiO2. Dabei hat die Erfahrung gezeigt das auch eine 1%ige HF ausreichend schnell ätzt. Ebenfalls häufig wird hier eine 5% HF oder eine sogenannte buffered HF eingesetzt, um dünne Filme zu ätzen.